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Mit viel Humor gesprochen ist das aberwitzige Prozedere bei der Erfassung der EU-Bürger im Zentralregister – nach Abschaffung der Residencia – ein Schildbürgerstreich. Wer hat sich das bloß ausgedacht, etwa eine Extra-Schlange nur zum Ergattern des Einzahlungsscheins für die 6'70 Euro Bearbeitungsgebühr einzurichten? Hat man die verlassen, um sich nach Bankbesuch in die zweite Schlange einzureihen, kann man nach stundenlangem Einsatz und Warten unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt werden – weil die Nummern ausgegangen oder die Öffnungszeiten vorbei sind. Das passiert zur Zeit nicht wenigen Menschen im Polígono Levante, wohin die Registrierungsposse inzwischen vom Hauptgebäude der Policía Nacional am Paseo Mallorca verlegt wurde. Offiziell, weil dort „doppelte Raumkapazität” herrscht. Inoffiziell drängt sich der Verdacht auf, dass die unattraktiv anmutenden Menschenschlangen den schönen Schein in Palmas Innenstadt verschandeln. Apropos Schein: Auch zur neu entdeckten Wertschätzung des EU-Bürgers als potenziellen Wähler, die kurz vor den Regionalund Kommunalwahlen alle Parteien der Insel eint, mag die entwürdigende Prozedur vor der Ausländerbehörde so gar nicht passen. Da klopfen sie sich auf die Schulter, für die „neuen Mitbürger” und 175 Nationalitäten auf Mallorca extra ein „Immigrationsministerium” geschaffen zu haben – und dann ein solcher öffentlich zur Schau gestellter Dilettantismus. Während der Vertreter der Zentralregierung auf den Balearen vom „Ausnahmezustand” spricht, fordert die Leiterin des Europäischen Bürgerbüros eine „zügige Abfertigung” oder, besser, die „Gleichbehandlung” von EU-Bürgern auf der Insel: Ein Eintrag beim Einwohnermeldeamt (Empadronamiento) müsse reichen. Der Sinn des Zentralregisters ist ohnehin fragwürdig: Erfasst werden soll, wer länger als drei Monate in Spanien lebt. Zwischen Residenten, Langzeiturlaubern und der arbeitenden Bevölkerung wird nicht differenziert. Und: Wer geht und nie wieder kommt – meldet der sich ab? Oder bleibt er als Karteileiche? Schöne Grüße aus Schilda.