Moden sind nichts für Gerhard Schwaiger.
Während manch anderer erfolgreicher Kollege mit Struwwelfrisur und
hippem Styling Wölkchen und Lüftchen à la Ferran Adrià anrührt, ist
der Chef des einzigen Zwei-Sterne-Restaurants auf Mallorca eine
eher konservative Erscheinung.
Konsequente Beständigkeit in der Küchenphilosophie und in der
tagtäglichen Leistung sei denn auch, was „Tristán”-Gäste besonders
schätzen: Wer hier herkommt, ist vor unangenehmen kulinarischen
Überraschungen sicher und weiß, dass Schwaiger einfach nach
Schwaiger schmeckt und seine Ausdruckskraft dieselbe bleibt. „Das
wird's nicht geben, dass ich Rote Gambas aus Sóller zum Schäumchen
mixe.”
Mit einer eher klassischen Gourmetküche, in der der Urgeschmack
des Produkts sehr stark im Vordergrund steht, ist das
Vorzeige-Restaurant des Nobelhafens Puerto Portals immer gut
gefahren: Seit 18 Jahren hat der Michelin-Guide als führende und
unabhängige Instanz unter den Gastro-Testern dem „Tristán” jedes
Jahr aufs Neue zwei Sterne angeheftet. Maßgeblich mitbeteiligt am
Erfolg des Hauses sei sein Co-Direktor Claudio Marini, betont
Schwaiger.
Der Marketing-Mann besitze „eine unglaubliche Eleganz” und den
nötigen Tatendrang, um das „Tristán” immer wieder als bestes
Restaurant der Insel und eines der besten des Landes mit reichlich
Glamour in Szene zu setzten. Schwaiger und Marini ergänzen sich wie
Gott und Papst in Schlemmerland.
Im Heer der Mitarbeiter in Küche und Service seien noch zwei
weitere dafür mitverantwortlich, dass der Laden läuft, und der
Oberboss den Rücken frei hat für kreative Prozesse und wichtige
Entscheidungen: Küchenchef Klaus Brunnmayr („der denkt absolut in
gleichen Parametern wie ich”, so Schwaiger) und Restaurantleiterin
Susanne Wiebeck sorgen dafür, dass das Tagesgeschäft
funktioniert.
„Wir haben ein einzigartiges Team”, sagt Schwaiger, „das sind
unsere Stützpfeiler, die fest einbetoniert sind.” So könne er es
sich heute leisten, auch mal zwei Stunden über den Markt zu
bummeln, Produkte zu entdecken, in der Küche zu
experimentieren.
Gerhard Schwaiger, der bildhafte Vergleiche liebt, sagt im
Rückblick auf 21 Jahre „Tristán”, aus dem Samenkorn sei ein
stattlicher Baum geworden. Den gelte es nun zu pflegen. Als
Küchenchef sei er heute besser als vor fünf Jahren. „Und ich habe
mich auch als Chef entwickelt, bin ruhiger und gelassener
geworden”, wozu die Routine mit den Jahren einfach beitrage.
Falls er nach dem dritten Michelin-Stern greift, so lässt er es
sich jedenfalls nicht anmerken: „Wir geben einfach jeden Tag unser
Bestes. Wenn das honoriert wird, ist das gut. Aber wir arbeiten
jetzt nicht mit einer Materialschlacht darauf hin.” Ohnehin erfüllt
das „Tristán”, was Tischkultur und Infrastruktur anbelangt, das
Level, das man von einem Drei-Sterne-Restaurant erwarten kann.
Dass Schwaiger in der Küche keinen Trends folgt, heißt nicht,
dass er sich nicht jede Saison und öfter etwas Neues einfallen
lassen muss. Sein „Flüssiger Salat”, die „falschen Sushi vom
Iberischen Schinken” oder die „Ravioli mit Fenster”, durch die man
den Inhalt sieht, machen auf der aktuellen Karte jedenfalls
neugierig auf weitere Kapitel der Schwaiger-Küche.
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