Um den Fortbestand der Meeresfauna ist es
schlecht bestellt. In ihrem vor vier Wochen in Rom veröffentlichten
Fischereibericht hat die Welternährungsorganisation FAO eine
alarmierende Bilanz gezogen. Insgesamt sei ein Viertel der
Meeresfisch-Bestände gefährdet. 52 Prozent der Bestände würden
bereits heute derart intensiv ausgebeutet, dass keine Steigerung
der Fangquoten mehr möglich sei. Sollte der Mensch die Ozeane
weiterhin plündern, werde es im Jahr 2048 die meisten Fischarten
nicht mehr geben, berichtete bereits Ende vergangenen Jahres die
renommierte Fachzeitschrift „Science”.
Zwar werden die größten Fischmengen fern der spanischen
Fischgründe im Südost-Pazifik, dem Nord-Atlantik und im Indischen
Ozean gefangen, aber auch weite Teile des Mittelmeers gelten als
überfischt. Nicht zuletzt, so der Vorwurf des World Wide Fund Of
Nature (WWF), wegen der Gier der spanischen Fischereiflotte, die
mit ihren Netzen das Meer in einem unverantwortlichen Maß
durchpflügen.
Aber Spanien darf in Sachen Fischerei nicht über einen Kamm
geschert werden. Auch wenn es nicht oft vorkommt, dass
Umweltschützer und Regierung einer Meinung sind, trifft dies im
Fall der Fischerei in balearischen Gewässern zu. Das balearische
Agrar- und Fischereiministerium verweist stolz darauf, dass die
Fischereiwelt rund um die Inseln durchaus in Ordnung sei, und die
Umweltschützer stimmen dem Eigenlob der Behörde zu. Nicht nur, weil
erst vor einer Woche die Schaffung eines siebten
Meeresschutzgebietes auf den Balearen beschlossen worden ist.
Insgesamt sind auf den Balearen 50.000 Hektar Meer geschützt. So
viel wie in kaum einer anderen europäischen Region. Und die Gebiete
werden von den Einheimischen respektiert. Von den 213 Anzeigen
wegen Fischen in verbotenen Gewässern war im vergangenen Jahr nur
ein einziges Balearen-Schiff betroffen.
Fischerei hat auf den vier Inseln Tradition. Eine herausragende
wirtschaftliche Bedeutung hat der Sektor aber nicht. Bauern,
Viehzüchter und Fischer tragen insgesamt lediglich ein Prozent zum
Wirtschaftsvolumen bei.
Im vergangenen Jahr wurden auf den Balearen 3233 Tonnen
Meeresgetier im Wert von 22'5 Millionen Euro von den Berufsfischern
gefangen. 23 Tonnen weniger als 2005. Die Menge ist seit Jahren
annähernd konstant. Die Fischer haben sich selbst Fangquoten
auferlegt, um die Preise auf einem hohen Niveau zu halten. Außerdem
fischen sie überwiegend nur lukrative Arten. Den Fischbedarf der
Inseln decken sie bei Weitem nicht. Zwei Drittel der Fische werden
eingeführt.
Wer gerne ein vor Mallorca gefangenes Abendessen mit Petersilie
garnieren möchte, muss dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen
als für einen nicht hier gefangenen Fisch. Üblicherweise werden die
„Fremdfische” über den Fischmarkt in Madrid, den zweitgrößten auf
der Welt nach Tokio, oder per Direktimport bezogen.
„Wir haben nur noch eine halb so große Fischereiflotte wie vor
20 Jahren”, sagt der für Fischerei zuständige Direktor im
balearischen Agrarministerium, Miguel Ángel Calviño Julià. Die Zahl
der Boote sei von 960 im Jahr 1984 auf 450 im Jahr 2006
zurückgegangen. „Der Sektor kriselt nicht mehr und wir sehen der
Zukunft optimistisch entgegen. Sowohl aus wirtschaftlichen als auch
aus umweltschützerischen Gesichtspunkten.”
Balearenfischer sind Traditionsfischer. Die meisten stechen auch
heute noch mit ihren kleinen Llaüts in See. Lediglich 50 Schiffe
haben eine Genehmigung, mit Grundschleppnetzen zu fischen. Die
beiden Fischzuchtbetriebe auf dem Archipel spielen auf dem Markt
nur eine untergeordnete Rolle.
Über das Jahr verteilt werden rund um die Balearen 150
Fischarten gefangen. Hauptsächlich aber „klassische” Arten (Gambas,
Mero, Llampuga, Pez de San Pedro,...). Große Boote dürfen nur
fünfmal pro Woche ihre Netze auslegen, kleine sechsmal.
Die etwa 90.000 Freizeitangler können täglich ihre Speisekarte
bereichern. Sollten sie dies mit einem ihrer 20.000 Boote tun,
dürfen sie aber nicht mehr als 25 Kilo pro Angeltour fangen. Dies
ist aber schwer zu kontrollieren, das weiß auch Calviño. Nicht
einmal die Hälfte der Sportfischer, bei denen etwa 1000 Tonnen
Fisch pro Jahr anbeißen, hat einen Angelschein.
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