Alle diejenigen unter Ihnen, die dem Duft und dem Geschmack von
vergorenen Äpfeln zugeneigt sind, befinden sich hier und heute auf
der richtigen Fährte. Mein heutiges Getränk, obwohl es sich Wein
nennen darf, hat eigentlich mit Reben und Trauben nichts zu
tun.
Vielmehr ist es das Endprodukt aus einer Vielzahl von
Apfelsorten, allesamt eher von der sauren Sorte, also keine
Speiseäpfel. In Deutschland heißt der Apfelwein Most oder Äbbelwoi,
in Asturien, woher er hierzulande stammt und über eine
jahrhundertealte Tradition verfügt, nennt man ihn Sidra.
Der Sidra war bereits bei Römern und Griechen bekannt und auch
den alten Germanen nicht fremd. Er ist ein reines Naturprodukt,
das, einmal gepresst, in Edelstahltanks geleitet wird und dort
unter Beigabe von Hefen fermentiert. Liegt der Apfelwein länger auf
der Hefe, wird er kräftiger und aromatischer. Er ist in klarer oder
naturtrüber Variante auf dem Markt und bewegt sich zwischen vier
und sechs Prozent Alkoholgehalt.
Wie oben schon erwähnt, verwendet man zur Herstellung von Sidra
alte säureintensive Apfelsorten aus Streuobstanbau, um dem Getränk
den typischen Geschmack zu erhalten.
Ich stelle Ihnen heute lediglich die klassische Variante vor, es
existieren darüber hinaus zahllose weitere Möglichkeiten, etwa die
Beigabe von Obstsorten wie Mispel, Quitte oder Schlehe, wie zum
Beispiel in Österreich praktiziert.
Wie auch beim Wein sollte man beim Sidra auf Qualität achten,
denn die Unterschiede sind galaktisch, von süß, klebrig, verpanscht
bis hin zu großartigen Tropfen, herb, mit feiner Säure und dem Duft
von frischen Äpfeln.
In der Nähe von San Sebastián steht der Name der Familie Zapiain
seit vielen Generationen für den wahrscheinlich besten Sidra
Spaniens. Ihr gleichnamiger Zapiain aus 2005 ist ein naturtrüber
Apfelwein mit sechs Prozent Alkoholgehalt. Der Duft erinnert an
reifen Apfel und feuchtes Holz. Der Geschmack ist trocken, von
lebendiger Säure geprägt im Zusammengang mit Holz, viel Frucht und
feinem Rauchton.
Der Zapiain versteht sich blendend mit Fischgerichten, Sashimi,
aber auch zum Beispiel Tomate–Mozzi. Einladend auch sein Preis von
weniger als drei Euro.
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