Was für ein schwerer Schritt muss das gewesen sein, als sich das
alte Ehepaar auf den Weg zum Wohltätigkeitsverein „Club Elsa”
machte, um Geld zu erbitten. Mit ihrer Mini-Rente von 450 Euro
hatten es die beiden immer – irgendwie – geschafft, über die Runden
zu kommen. Doch für Extras war an keinem Ende mehr zu sparen. Auch
nicht für eine neue Brille.
Armut auf Mallorca. Während in Deutschland diskutiert wird, ob
Begriffe wie „Unterschicht” soziale Ausgrenzungen erst recht
zementieren, tritt die „verdeckte Armut” – noch so ein Schlagwort
der letzten Wochen – hier schneller zutage. Weil das soziale Netz
auf Mallorca deutlich dünner, oftmals gar nicht vorhanden ist,
müssen sich Menschen früher „outen” – aus Not. Mut zur Offenheit,
sagt Konsulin Karin Köller, sei oft die letzte Chance. Die Armut,
auch unter deutschen Residenten, habe zugenommen, werde aber (aus
Scham?) möglichst lange verschwiegen.
Verständlich, zumal die Hilfsmöglichkeiten begrenzt sind, wie
selbst die zuständigen Stellen einräumen. Bei der Komplexität der
Aufgabe wirken Lösungsvorschläge schnell „praxisfern”. Selbst wo
man sich auf „lösbare” Probleme konzentriert: Allheilmittel gibt es
nicht. Das wird beim Thema Bildung deutlich. In Deutschland kommt
der „vorschulischen Erziehung” – Stichwort Chancengleichheit – zu
Recht eine Schlüsselrolle zu. Auf dem Gebiet kann man von Mallorca
viel lernen – das Problem der Armut aber bleibt.
Wo also ansetzen? Vielleicht im bescheidenen Ansatz einer
Aufforderung zu mehr Beweglichkeit – vor allem mental.
Schubladenkonstrukte führen in die Sackgasse. Wie die „Erkenntnis”,
dass Perspektivlosigkeit zu einer ungesunden Lebensweise – TV, Bier
und Zigaretten – führt, die wiederum die Perspektivlosigkeit
verschärfe. Ist ja richtig: Raus aus der Passivität. Doch das gilt
für alle – auch für die, die von Armut (noch) nicht betroffen sind.
Finanzielle Mittel allein reichen schon lange nicht mehr,
investiert werden muss in Ideen und Institutionen, die wirklich
helfen. Wie der „Club Elsa". Die Helferinnen dort haben noch eine
ganz andere Trägheit überwunden: die des Herzens.
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