Würde Real Mallorcas Präsident nicht schon Vicenç Grande
(„Groß”) heißen, man müsste ihm diesen Beinamen verleihen. Denn der
Bauunternehmer liebt es überdimensioniert. Kaum hat sich der Wirbel
um den geplanten Stadionneubau inklusive dreier Wolkenkratzer etwas
gelegt, hat es der Macher an der Spitze des mallorquinischen
Fußball-Klubs wieder in die Schlagzeilen geschafft: Er hat den
Namen des Stadions an dasTelekommunikations-Unternehmen Ono
verkauft, und so werden Mallorcas Erstligafußballer ab der
kommenden Saison statt im Stadion Son Moix nun im Ono Estadi
kicken.
Neben rund vier Millionen Euro bringt der für vier Jahre
abgeschlossene Vertrag vor allem Aufmerksamkeit. Denn Vicenç Grande
ist nun spanienweit der erste, der seinem Klub die Einnahmequelle
„Namensrechte” erschlossen hat. In Deutschland gibt es sie längst,
die nach Versicherungen, Internet-Unternehmen oder Brauereien
benannten Arenen. In Spanien dagegen ist nur ein Fall vergleichbar:
Erstligist CA Osasuna spielt neuerdings im Stadion „Königreich von
Navarra” und kassiert dafür von der dortigen Regionalregierung
mehrere Millionen Euro. Ein Privat-Unternehmen als Namenssponsor
ist bisher einmalig.
Dass nun ausgerechnet Real Mallorca den Vorreiter macht,
verwundert kaum. Denn Vicenç der Große hat sich bereits mehrfach
als Visionär zu profilieren versucht. Seit seinem Amtsantritt vor
etwas mehr als einem Jahr hat er mehrfach mit ehrgeizigen Plänen
von sich reden gemacht. Allen voran das Stadion-Projekt: Grande
träumt von dem modernsten Fußball-Komplex des Landes, komplett
überdacht und ohne Leichtathletik-Bahn, mit Einkaufs- und
Vergnügungszentrum, eingerahmt von drei verschieden hohen
Bürotürmen.
Im Gegensatz zu diesen Neubauplänen traf die Umbenennung von Son
Moix auf wenig Gegenwehr. Die Stadtverwaltung, der das Stadion
gehört, gab ihre Zustimmung, und auch unter den Fans hält sich die
Kritik in engen Grenzen. Das Vertrauen in das Geschick des
Unternehmers Grande ist offenbar groß. Immerhin machen die
Einnahmen aus dem Verkauf der Namensrechte hinter dem Erlös aus den
Fernsehrechten (rund zwölf Millionen Euro) und aus dem Verkauf der
Dauerkarten (rund fünf Millionen Euro) nun den drittgrößten Posten
auf der Einkommensseite aus. Die Mannschaft ist derweil ins
Trainingslager nach Österreich aufgebrochen. Höhepunkt der
Saisonvorbereitung ist das Spiel in Palma gegen den AS Rom am 15.
August.
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