Eine Opernrolle am Originalschauplatz zu singen”, sagt Kurt
Rydl, „is a chance of a lifetime.” Am Samstag sang er noch den
„Osmin” aus Mozarts „Entführung aus dem Serail” im Topkapi Serail
von Istanbul, am Sonntag stand er schon wieder auf der Bühne. Mit
genau dieser Paraderolle, aber auch als Regisseur der Oper, die am
29. Juni und 1. Juli im Patio von La Misericòrdia in Palma
aufgeführt wird.
Wer Kurt Rydl während der Proben beobachtet, wer ihn sieht, wie
er mit Leidenschaft zeigt, vormacht, animiert, wie er präzise
Anweisungen gibt, wie er bei 30 Grad im Schatten nach der
Wasserflasche greift, der ahnt, was einen der berühmtesten Sänger,
den Bass mit dem größten Repertoire treibt, sich auf einer – im
Vergleich zu seinen anderen Engagements – verhältnismäßig kleinen
Bühne diesem Stress auszusetzen.
„Wer Sänger ist, der ist diesem Beruf verfallen, mit Haut und
Haar”, sagt Kurt Rydl. „Natürlich hätte ich nein sagen können, den
,Serail' für die Fundació des Teatre Principal zu inszenieren, aber
es wäre ohne Überzeugung gewesen.” Es ist seine erste Regiearbeit
und er geht die neue Herausforderung mit Energie an. „Die
Opernszene wird, was Regie anbelangt, heute von Neulingen
betrieben, von denen viele aus der Schauspielregie kommen. Die
meisten wollen sich auf Kosten der Komponisten profilieren”, sagt
er. „Vieles wird zu ausgefallen auf die Bühne gebracht, die
Opernregisseure trauen der Musik nicht mehr. Wenn eine Oper im
Disco-Look inszeniert wird in der Sprache des 18. Jahrhunderts,
dann geht das nicht.”
Ist die Regiearbeit für den Starbass also eine Traumrolle? „Es
ist Neuland”, sagt er, „da mache ich am ehesten Dinge, die ich
selbst hundert Mal gesungen habe. Es darf dabei niemals der
Eindruck erweckt werden: Hier inszeniert einer lediglich sich
selbst.”
Er weiß um die Gratwanderung: „Niemand soll denken, ich sei
nicht mehr voll im Saft, ich könne nicht mehr singen. In der
Öffentlichkeit wird Opernregie eines Sängers oft anders
aufgenommen.” Auf die Frage nach kommenden Plänen, lacht Kurt Rydl:
„Ich bin bis 2010 voll ausgebucht – als Sänger. Es gibt aber auch
eine Anfrage nach Regie für den ,Fidelio'. Aber noch ist nichts
konkret.”
Wer ihn im „Serail” singen hört, wird niemals auf die Idee
kommen, er sei „nicht voll im Saft”. Er ist ein Vollblutsänger mit
einer unglaublichen Stimme und ein Vollblutkomödiant.
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