Vor wenigen Wochen erst erlebte der Hafen von Palma einen
Rekord: Am 26. Mai summierten sich im Hafenbecken am Fuße der Stadt
rund 320.000 Bruttoregistertonnen. So viel Kreuzfahrtschiff auf
einen Schlag hatte es in Palma noch nie gegeben.
Gleich fünf Ozeanriesen hatten an den Kaimauern festgemacht und
somit rund 7000 Passagiere in der Balearen-Metropole
zusammengeführt. Mit der „Voyager of the Sea” befand sich eines der
größten Kreuzfahrtschiffe der Welt im Schutz der Burg von Bellver.
Zu dem 311 Meter langen Megaliner gesellten sich an jenem Freitag
die „Noordam” (285 Meter), die „Thomson Spirit” (214'6), die „Aida
Vita” (202'8) und die „Marco Polo” (176). Außer der „Aida Vita”,
die in Italien registriert ist, fahren alle anderen genannten
Schiffe unter der Flagge der Bahamas.
Das Treffen der dicken Pötte mit den see– und sehbegeisterten
Urlaubern an Bord liegt in Palma voll im Trend. Seit Jahren nehmen
in Europa die Zahlen der Kreuzfahrer zu. Mit neuen und größeren
Luxus-Dampfern reagieren die Reedereien auf die wachsende
Nachfrage. Im gesamten Mittelmeer ist ein Anstieg der
Reiseaktivitäten festzustellen. Internationale Reedereien gehen
davon aus, das der europäische Markt sich in den kommenden zehn
Jahren wohl verdreifachen wird.
An Palma ist diese Entwicklung im einzelnen gut
nachzuvollziehen. Allein in der Hafenstadt legten im vergangenen
Jahr 475 Kreuzfahrtschiffe an. Sie führten insgesamt 878.000
Passagiere an Bord. „Das waren 18 Prozent mehr als im Vergleich zu
2004”, sagt der Sprecher der balearischen Hafenbehörde, Raimond
Jaume. Für 2006 sinkt die erwartete Anzahl der Schiffsankünfte zwar
geringfügig auf 469, „doch das bedeutet nicht, dass dadurch weniger
Kreuzfahrer erwarten werden, im Gegenteil”, sagt Raimond Jaume.
Allein für 2006 werde mit bis zu einer Million Passagieren
gerechnet. Das würde rechnerisch einen Zuwachs von 11'3 Prozent
bedeuten. „Die Schiffe werden größer, und sie führen mehr
Passagiere mit sich.”
Das sind Tendenzen, wie sie sich am anderen Ende des Atlantiks
schon seit längerem beobachten lassen. Kreuzfahrten in der Karibik
sind insbesondere bei den US-Amerikanern und Kanadiern beliebt.
„Die Kultur der Kreuzfahrt ist dort viel weiter entwickelt als
hier”, heißt es in der Hafenbehörde. Studien zufolge würden im
Bevölkerungsvergleich derzeit 2'8 Prozent aller Nordamerikaner zum
Verbringen ihres Urlaubs eine Kreuzfahrt in Betracht ziehen. In
Europa sind das lediglich 0'7 Prozent der Bevölkerung. Das
bedeutet, dass in der Alten Welt weitaus größere
Wachstumspotentiale stecken als in der der Neuen, sollten die
Europäer erst einmal auf den Geschmack von See-Urlaubs-Reisen
kommen. So liegt es nahe, dass die führenden Welt-Reedereien wie
Carnival Cruise Lines oder die Royal Caribbean Cruise Line ihre
Fühler verstärkt nach Europa und insbesondere ins Mittelmeer
ausstrecken. Die „Voyager of the Sea” etwa, die im Mai erstmals ins
Palma anlegte und im Mittelmeer kreuzt, war bislang nur in der
Karibik unterwegs.
In Palma will man den Kreuzfahrtboom für sich nutzen. Die
Hafenbehörde gibt sich gerüstet. Wenn alles gutgeht, soll der
geplante Ausbau bereits 2007 beginnen.
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