Anni Friesinger trainiert in Can Picafort.

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Zehn Tage Mallorca, Ausdauer antrainieren auf dem Fahrrad. Eisschnelläuferin Anni Friesinger wählte das Hotel Gran Vista in Can Picafort als Domizil, startete von dort aus mit Bruder Jan und ihren holländischen Weltklasse-Kollegen Gianni Romme und Bob de Jong zu ausgedehnten Trainingsfahrten. „Zu Hause kann man im Moment nicht so gut trainieren. Und der Aufenthalt ist auch ein bisschen was für die Seele”, meint die 29jährige im MM-Gespräch.

Friesinger, die zum siebten Mal auf der Insel war, konnte die zehn Tage genießen, sie ist nach gesundheitlichen Problemen endlich wieder fit. „Ich war krank. Eigentlich seit dem Mannschaftslauf von Turin.” Da hatte sie mit den anderen deutschen Sprinterinnen Gold geholt. Es war ihre insgesamt dritte Olympia-Medaille. Später folgte noch Bronze über die 1000-Meter-Distanz.

„Ich kam in Turin nicht so zurecht mit der neuen Halle, mit der Staubbelastung in der Stadt. Wer empfindlich ist, für den ist das nicht von Vorteil. Davon wirst du nicht schneller”, erläutert Anni, die an Asthma leidet und sich auch deshalb auf Mallorca richtig wohl fühlt. „Dieses Meerklima ist sehr gut für mich.”

Obwohl sie angeschlagen war, gelang der bayerischen Frohnatur der Gewinn des Gesamtweltcups über 1000 und 1500 Meter. Auf die WM in Kanada musste sie aber verzichten. „Und verzichten kann ich sehr schwer. Aber meine Ärzte haben gesagt, wenn ich noch ein paar Jahre laufen will, dann wäre das nicht gut.” An ein Karriereende denkt die mehrfache Weltmeisterin noch nicht. „Der Eisschnellauf ist immer noch mein Hobby, meine Leidenschaft. Und ich kann das als Beruf ausüben. Ich will auf alle Fälle noch ein paar Jahre mitmachen, auch an der Weltspitze, und noch möglichst oft aufs Podium steigen.”

Möchte sie mal irgendwann heiraten und Kinder kriegen? „Kinder kriegen, das ist nach der Karriere ein großes Thema. Ich will auf alle Fälle Kinder haben, bin selber in einer großen Familie mit Geschwistern aufgewachsen. Bei uns war immer Aktion, es war immer laut zu Hause. Das war schön und so will ich es später auch mal haben”, meint die Sportlerin, die mit dem ehemaligen holländischen Eisschnelläufer Ids Postma liiert ist. „Heiraten kann man auch während der aktiven Karriere. Aber bei uns ist halt das Problem, dass ich noch in Salzburg lebe und er in Holland.” Friesingers Liebster hat Agrarwirtschaft studiert und nach der Karriere den Hof seiner Eltern übernommen.

„Für mich wird es daher irgendwann unweigerlich nach Holland gehen”, verrät Anni. Verständigungsprobleme dürfte es nicht geben. Die Bayerin spricht mehrere Sprachen, darunter Holländisch. „Ich war früher immer mit Holländern unterwegs, fand die von der Art her direkter und lustiger. Irgendwann habe ich Holländisch gelernt. Jede Sprache, die du sprichst, eröffnet dir neue Möglichkeiten.”

Anni Friesinger als Trainerin an der Bande, das wird es auch in ein paar Jahren nicht geben. Wenn sie sich von dem Eis verabschiedet, soll ein zweites Mal das Hobby zum Beruf werden. Sie will ihre kreative Ader ausleben, interessiert sich für Design und Architektur, hat nach dem Abitur bereits ein Fernstudium der Innenarchitektur begonnen. „Ich durfte jetzt schon für einen Fertighaushersteller ein Haus mitentwerfen, außen und innen”, erzählt Anni, die von sich selbst sagt, dass sie ein Gespür für Farben und Design habe, aber auch für Funktionalität.

Trotz der stark ausgeprägten kreativen Ader war übrigens Eiskunstlauf auch in jungen Jahren keine Alternative zum schnell übers Eis jagen. „Die Kleider fand ich schon superschick”, erinnert Anni sich an die Anfänge. „Mir hat aber damals schon nicht gefallen, dass man nach Aussehen bewertet wurde, wenn zum Beispiel den Punktrichtern das Kleid nicht gefiel, gab es schlechtere Noten. So etwas kann ich nicht leiden, das ist nicht mein Ding.”