Was im Herbst in Frankreich für den neuen Beaujolais gilt, lässt
sich im Frühjahr auch auf Mallorca ummünzen: „Er ist angekommen!”
Pünktlich zum Ende der Fastenzeit fahren Mallorcas Bodegas ihre
neuen Weißweine 2005 auf. „Und es ist ein starker Jahrgang”, sagt
Norbert Deingruber, Weinhändler in Manacor und MM-Kolumnist in
Sachen Edelgewächse. Der Grund: Im vergangenen Jahr hatten sich
Regen und Sonnenschein optimal abgewechselt, um beste Trauben
heranreifen zu lassen. „Wir hatten einen gleichmäßig heißen Sommer
ohne extreme Spitzen.”
Ein solches Klima ist vor allem für Weißweintrauben wichtig. Sie
benötigen an Hitzetagen eine Abkühlung in der Nacht. Ohne diese
Ruhepausen verflüchtigt sich die Fruchtsäure in den Beeren. Den
späteren Weinen fehlt im Zusammenspiel aus Süße und Säure die
rassige Frische.
In den vergangenen Jahren hat die Weißweinproduktion auf der
Rotwein-Insel Mallorca sowohl qualitativ als auch mengenmäßig stark
zugenommen. Es gibt kaum eine Bodega, die auf das Keltern eines
„Blanco” verzichten möchte. Derzeit dürfte es auf der Insel drei
Dutzend Weißweine geben. In der MM-Redaktion stellte Norbert
Deingruber eine Auswahl von acht jungen Mallorca-Weinen vor. Bei
der Probe wurde schnell deutlich, dass es keinen klaren Favoriten
gab. Zu unterschiedlich waren die Geschmacksvorlieben. Einige
Mitarbeiter tendierten allerdings zu Weinen auf
Prensal-Blanc-Basis. „Diese einheimische Traubensorte, die auch
Moll genannt wird, ist am besten an das Klima der Insel angepasst”,
sagte Deingruber. Die Fruchtsäuren geben den Weinen Kraft und Biss
sowie fruchtig-spritzige Frische.
Eine andere Gruppe bevorzugte Weißweine der Edelsorte Muscat.
Die seit der Antike bekannte Traubenart wartete teils mit floralen
Noten im Bukett auf, am Gaumen dominierten exotische Fruchtaromen.
Für einige schlicht ein „Frauenwein”, für andere ein exquisiter
Genuss, bildeten diese Weine für Dritte nur eine Vorstufe zum
„wahren” Weißwein – auf Chardonnay-Basis. Kräftig in der Nase, am
Gaumen harmonisch und ausgewogen, fanden die Weine dieser
Traubenart, entweder als sortenreines Gewächs oder als Cuvée, ihre
Verfechter. Womit wieder einmal bewiesen wäre: Spaß am Wein macht
vor allem das Probieren. Und da hat die Insel laut Deingruber viel
zu bieten: „Dafür, dass hier kein Weißweinland ist, entstehen hier
sehr gute Sachen.”
Butibalausi Blanc, Prensal Blanc, Perellada, Chardonnay:
fruchtiges intensives Aroma, Hauch Kräuter, Minze, erfrischende
Säure mit würzigem Hintergrund; 6'70 Euro.
Macià Batle Blanc de Blancs, Prensal und Chardonnay:
potent, mit Aroma von Pfirsich, Apfel und Birne, Ananas, Hauch von
Fenchel, ausgewogen, mit herrlicher Frische; 7'50 Euro.
Miquel Gelabert Muscat,Moscatel: Aroma von reifer, heller
Frucht, feine Süße, Hauch von exotischer Frucht, im Gaumen frisch
mit bitterem Abgang; 10 Euro.
Can Vidalet Chardonnay,Chardonnay: kräftige Nase,
fruchtig, Erinnerung an Zitrusfrüchte, Ananas und Duft von reifem
Apfel, Erinnerung an frischgemähtes Gras, im Gaumen angenehmer
Säurespiegel, leicht und ausgewogen; 7 Euro.
Ramanyà Blanc, Prensal: feines Aroma mit diskreter
Frucht, blumig, im Gaumen frische helle Frucht, mit leichtem
Bitterton ausgestattet, gute Säure; 7'80 Euro.
Hereus de Ribas Blanc, Prensal: Aromen von mittlerer
Intensität, leichter Körper, fruchtig; 7'80 Euro.
Muscat Miquel Oliver, Moscatel: Aroma von reifen Beeren
des kleinbeerigen Moscatel, potent, Moschusnote, sehr aromatisch;
5'50 Euro.
Vinya Son Fangos, Prensal, Moscatel: Aroma von weißen
Blüten, Zitrusaromen von Mandarine und Limone, im Geschmack
angenehme Säure mit markanter Frucht, harmonisch und elegant, im
Nachhall Zitrusgeschmack; 8 Euro.
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