Mallorca ist für die allermeisten Deutschen eine ausgezeichnete
Wahl: Von den 153 deutschen Residenten, die sich an der großen
MM-Leserumfrage beteiligten, haben 94 Prozent ihren Umzug auf die
Insel noch nie bereut. Für viele ist Mallora zu einer neuen Heimat
geworden, die sie nie wieder verlassen möchten (70 Prozent). Was
nicht heißen soll, dass für sie hier nur alles Eitel-Sonnenschein
ist. Vor allem die Bautätigkeit und der Landschaftsverlust durch
den Straßenbau beurteilen viele MM-Leser sehr kritisch. Die Natur
und die vielfältige Landschaft sind zusammen mit dem Klima das, was
sie an Mallorca am meisten schätzen.
An der Umfrage, bei der MM seinen Lesern 33 Fragen
stellte, haben sich genauso viele Frauen (49'67 Prozent) wie Männer
(50'33 Prozent) beteiligt. Manche hielten sich mit ihren Antworten
kurz und bündig, andere beschrieben ausführlich, was sie lieben und
was sie ärgert auf der Insel, was sie im Privaten und auf
politischer Ebene bewegt, wie sich die Insel in den vergangenen
Jahren aus ihrer Sicht verändert hat, und was sie gerne ändern
würden, wenn es in ihrer Macht stünde. Auch zum Thema Integration
und dem Verhältnis zwischen Mallorquinern und Deutschen kamen ganz
unterschiedliche Antworten, die widerspiegeln, dass die Deutschen
auf Mallorca keine homogene Gruppe sind, sondern lauter Individuen
mit ganz unterschiedlichen Anschauungen und Lebensweisen.
In einigen Punkten gibt es dennoch breite Übereinstimmungen. Das
beginnt bei so profanen Dingen wie der Wertschätzung des
Inselklimas: Das bessere Wetter im Vergleich zu Deutschland war für
ein Viertel Hauptbeweggrund für den Umzug auf die Insel. Und über
die Hälfte der deutschen Residenten geben denn auch das Klima als
Wohlfühlfaktor Nummer eins an. 21 lernten Mallorca bei Urlauben
lieben, etwa ebensoviele kamen über Bekannte auf die Insel, die vor
ihnen den Sprung aufs Eiland gemacht hatten. Über 17 Prozent gaben
an, aus beruflichen Gründen nach Mallorca gezogen zu sein. Mehr als
ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer ist berufstätig. 51 Prozent sind
Rentner und 22 Prozent haben sonstige Einkünfte. Das deckt sich in
etwa mit den Ergebnissen der Studien der Balearen-Universität zum
Thema Einwanderung: Demnach ist fast die Hälfte der Deutschen auf
Mallorca über 55 Jahre alt.
Fast ebenso wichtig wie das Klima sind den Deutschen auf
Mallorca Natur und Landschaft, Strände und Meer. Noch ist die Welt
für die meisten in dieser Hinsicht in Ordnung. Doch sind über die
Hälfte der Leser besorgt: Ihrer Ansicht nach hat sich die Insel
durch die „Bauwut” bereits zum Negativen verändert. Auch der Bau
der neuen Autobahnen wird von vielen als unverhältnismäßig
beurteilt. 38 sagen sogar: „Der Bauboom macht mir Angst.” Aber es
gibt zu diesem Thema auch Hoffnung: Das wachsende Umweltbewusstsein
auf Mallorca und die Umweltschutzgruppen stehen als erster Stelle
bei der Frage: „Was macht Ihnen Mut?” Einige Leser beklagen die
Zunahme des Verkehrs, den Verlust der Ursprünglichkeit, und dass
das Leben hektischer, stressiger und schnellebiger geworden
ist.
Etwas kleiner fällt die Liste der Dinge aus, die sich nach
Ansicht der MM-Leser zum Positiven verändert haben: 20
Umfrage-Teilnehmer stellten einen generell positiven Wandel fest.
24 freuten sich über eine wachsende Infrastruktur mit besseren
Straßen, mehr Einkaufsmöglichkeiten, einem breiteren
Dienstleistungsangebot und einer besseren medizinischen Versorgung.
Neun schätzen, dass die Insel moderner, offener und
kosmopolitischer geworden ist.
Es gab auch neutrale Äußerungen: „Mallorca hat sich wie der
Flughafen entwickelt – vom Holzbaracken-Airport zum Internationalen
Airport”, stellte ein Leser fest. Ein anderer meint: „Früher war
die Insel mehr spanisch, heute ist sie mallorquinischer.” Der
„Nationalismus” oder die „Katalanisierung” haben für 15 Leser
bereits besorgniserregende Ausmaße erreicht.
Mit der mallorquinischen Sprache stehen die meisten Deutschen
ohnehin auf Kriegsfuß. Lediglich 17 Prozent geben an, zumindest ein
wenig Mallorquín zu sprechen. Beim Spanischen ist das anders: 80
Prozent können sich zumindest etwas unterhalten. 19 Prozent gaben
an, dass sie weder das eine noch das andere Inselidiom beherrschen.
Fast alle aber wissen, wie wichtig Sprachkenntnisse sind, um sich
auf der Insel zu integrieren: „Spanisch lernen!” ist der häufigste
Tip, den sie Neuresidenten geben.
Die Erfahrungen der Deutschen beim Zusammenleben mit den
Einheimischen sind offenbar ganz unterschiedlich. Ein
facettenreiches Bild ergibt sich bei den Antworten zu Frage 25:
„Wie sehen uns die Mallorquiner?” Über ein Drittel der
Umfrage-Teilnehmer glauben, dass die Mallorquiner ein eher
negatives Bild von den Deutschen oder eine negative Einstellung zu
ihnen haben. Viele denken, man betrachte sie als „notwendiges
Übel”, weil man sie zwar als Fremde empfinde, aber als Geldquelle
brauche. Auch als „Preistreiber” und „Eindringling” fühlt sich
mancher behandelt. Einige glauben, dass die Deutschen bei den
Mallorquinern als „Quadratschädel”, als „Besserwisser” oder als
„unkultiviert” verschrieen sind.
30 Leser bescheinigen den Mallorquinern eine differenzierte
Meinung über die Deutschen: Es komme ganz auf den Einzelfall an und
darauf, wie man sich verhält. 35 Umfrage-Teilnehmer schilderten
weitgehend positive Erfahrungen und persönliche Freundschaften mit
den Einheimischen.
Obwohl das Zusammenleben mit den Mallorquinern teilweise
offenbar nicht so problemlos ist, fühlen sich zwei Drittel gut bis
total integriert in die Inselgesellschaft. Etwa ein Fünftel der
Umfrage-Teilnehmer sagte, die Integration sei (noch) nicht gelungen
oder man habe auch gar kein Interesse am Thema Integration, fühle
sich auf der Insel aber dennoch wohl. Der Rest machte dazu keine
Angaben.
Ziemlich genau zwei Drittel der Leser (genau 103) gaben an, eine
enge oder sehr enge Bindung zu ihrer alten Heimat zu haben, oder
zummindest noch den Kontakt zu Freunden oder Familie zu halten. 39
haben nur noch eine lockere oder gar keine Beziehung mehr zu
Deutschland. Und elf sagten: „Unsere Heimat ist Mallorca”. Freunde
und Familie ist das, was den Deutschen auf Mallorca am meisten
fehlt. Etwa ein Drittel bringt hin und wieder Lebensmittel aus
Deutschland mit, wobei auffallend viele eine Schwäche für Harzer
Käse gestanden. Mehrfach wurde auch be– tont, dass „man heute dank
Lidl ja fast alles auf Mallorca kaufen kann”. Nicht kaufen kann man
andere Sehnsüchte: „Blumige Sommerwiesen”, „Schnee im Winter” oder
„eine Radtour durchs Rapsfeld” kann Mallorca nicht bieten.
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