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Dass die von Veranstaltern und Polizei geschätzte Zahl von Demonstrationsteilnehmern meist erheblich voneinander abweicht, ist nicht neu. Dass allerdings die Veranstalter deutlich weniger Mitstreiter für die eigene Sache zählen als die Ordnungshüter, kommt nicht oft vor. In Palma protestierten am Samstag zwischen 2000 (Veranstalter) und 3000 (Polizei) Demonstranten gegen den geplanten Bau einer Schnellstraße auf Ibiza. Friedlich forderten die überwiegend jungen Demonstranten die Balearen-Regierung zu einem Überdenken ihrer Straßenbaupolitik und zur Einstellung der Arbeiten an der geplanten Schnellstraße auf, die den Flughafen von Ibiza mit San Antoni verbinden soll. Für Samstag, 15. April, sind weiter Protestaktionen auf allen vier Baleareninseln angekündigt.

Bereits am Vortag demonstrierten Aktivisten der Umweltschutzgruppe GOB vor dem Amtssitz des balearischen Ministerpräsidenten Jaume Matas gegen die „Betonpolitik” der Balearenregierung. Sie verhängten den Eingang des Consolat de la Mar mit einem riesigen Tuch, auf dem eine Straße abgebildet war. Symbolisch wurde ein Eröffnungsband durchschnitten, an dem zahlreiche Kopien von 500-Euro-Scheinen hingen, in die die Köpfe von Matas und der mallorquinischen Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar einkopiert waren.

Die Proteste beeindruckten die Verantwortlichen wenig – und sie kamen zu spät. Schon am vorvergangenen Donnerstag einigte sich das Madrider Bauministerium mit den Inseln auf eine Finanzierung balearischer Straßenbauprojekte. Insgesamt 568 Millionen Euro will der spanische Staat für neue Straßen lockermachen. 430'92 Millionen bekommt Mallorca. Die verbleibenden Gelder werden zu gleichen Teilen zwischen Menorca und Ibiza aufgeteilt. Bereits im Bau befindliche Straßen oder im Alleingang der Balearen-Regierung beschlossene Straßen werden von der Finanzierung aber ausgenommen.

Insgesamt 21 Projekte mit einem Volumen von 425 Millionen Euro wurden dem spanischen Bauministerium allein für Mallorca vorgelegt. Das mit Abstand teuerste davon ist mit 100 Millionen Euro die Untertunnelung des Zubringers von Palma zur Stadtumgehung Vía Cintura. Der zweite Stadtring soll 71 Millionen kosten. Der dreispurige Ausbau der Autobahn Palma-Inca wird mit 31 Millionen Euro veranschlagt.

Angesichts der als historisch eingestuften Finanzierung des Staates will sich auch der mallorquinische Inselrat nicht lumpen lassen und steuert weitere 330 Millionen Euro für den Ausbau und die Erweiterung des Straßennetzes auf der Insel bei.

Balearenchef Matas hofft, dass Madrids derzeitige Einstellung zu den Inseln von Dauer sein wird und weitere Offerten beispielsweise für das Gesundheitssystem folgen.