Dass Mallorcas Winzer neben Wein auch Sekt herstellen, ist so
neu nicht. Neu ist jedoch, dass es erstmals auch einen roséfarbenen
Insel-Sekt gibt. Ein edles Tröpfchen in eleganter Flasche mit
italienischem Design, goldenem Etikett und einem Namen, der dem
Genuss des trockenen Schaumweins („Brut”) alle Ehre macht. „Golg”
heißt das optische Bonbon, was im Deutschen an „Gold” oder „gluck,
gluck!” erinnert, auf mallorquín aber soviel wie „Wonne” und
„Vergnügen” bedeutet.
Der Sekt „en rose”, der diese Woche präsentiert wurde, kommt
nicht aus den Kellern der bekannten Inselweingüter, sondern stammt
aus einer kleinen Bodega in Santa Maria, die erst vor zwei Jahren
mit der Vermarktung von professionellen Qualitätsweinen begann. Das
Weingut – auf halbem Weg nach Marratxinet gelegen – nennt sich
Ramanyà, und von Anfang an erfuhr der junge Winzer Toni Ramis für
seine Produkte Lob und Anerkennung. Auch wenn sich der 30jährige
bislang nicht an offiziellen Weinpräsentation beteiligte,
entwickelte sich sein weißer „Ramanyà”, ein sortenreiner Wein aus
der einheimischen Inselrebe Prensal, rasch zum Geheimtip unter
Händlern und Gastronomen. Das Konzept: „Wir wollen Weine machen,
die sich von anderen unterscheiden.”
Im vergangenen Jahr wartete der Winzer zudem mit dem ersten
Dessertwein der Insel aus roten Weintrauben auf: Der „Somni”, zu
deutsch „Traum”, wurde ausschließlich aus der angestammten
Mallorca-Rebsorte Manto Negro gekeltert. Die Traubenart gilt als
schwierig, da sie nur wenig Farbe liefert. Gleichwohl gelang es
Ramis, der seit seinem 19. Lebensjahr als Landwirt und Weinbauer
arbeitet, den Beeren uralter Stöcke ein ungeahntes Aroma
abzuringen, so dass der Dessertwein nahezu an einen Kirschlikör aus
dem Schwarzwald erinnerte.
Auch der „Golg” ist einzig aus Manto-Negro-Trauben gewonnen. Der
Grundwein ist Jahrgang 2004, danach erfolgte die zweite Gärung in
der Flasche. In zehn Monaten reifte der Sekt heran, wurden die 1600
in Holzpulten steckenden Flaschen regelmäßig per Hand gedreht und
gerüttelt, um die Hefe schließlich im Flaschenhals zu
konzentrieren. Anfang Dezember war es soweit, der Sekt wurde
maschinell degorgiert, das heißt, die Hefe aus dem Flaschenhals
gezogen. Anschließend etikettierten Toni Ramis und seine Tante
Madalena Matas alle 1600 Flaschen per Hand. Denn aufgrund der
eigenwilligen Flaschenform versagte die Etikettiermaschine ihren
Dienst.
Gleichwohl hat sich der Aufwand, findet Toni Ramis, gelohnt. Vom
Duft her erinnert der Schaumwein an Erdbeeren, vorbildlich ziehen
die Sektbläschen ihre Bahn durch das Glas. Der Rosé-Farbton führt
indes auf eine gänzlich falsche Fährte: Statt mit süßlicher
Klebrigkeit überrascht und verblüfft der „Golg” am Gaumen mit
spritziger Frische und markanter Fruchtsäure. Silvester kann
kommen.
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