Champagnerlaune zum Jahreswechsel bei den deutschsprachigen
Immobilienhändlern auf Mallorca: Nach einem erfolgreichen
Geschäftsjahr gestalten sich die Aussichten für 2006 nicht minder
positiv, wenn nicht sogar deutlich besser. Denn die
Immobilienpreise für die Insel sind weiter im Steigen begriffen,
und die Nachfrage nach Wohnungen, Chalets, Ferienhäusern und
Landsitzen ist vor allem bei Briten und Deutschen, aber auch
Osteuropäern ungebrochen.
„Die Immobilienwerte haben in den letzten Jahren überall auf
Mallorca jährlich zweistellig zugelegt. Alles spricht dafür, dass
die Preise weiter steigen”, sagt Matthias Kühn („Kühn &
Partner”), der allein mit 20 Büros auf den Inseln dem größten
Immobilienunternehmen der Balearen vorsteht.
Unisono loben die deutschsprachigen Makler das zu Ende gehende
Jahr. „2005 war ein sehr gesundes, starkes Jahr für Immobilien im
Südwesten”, sagt Heidi Stadler („First Mallorca”). Nach den Worten
von Lutz Minkner („Profi Konzept”) lief 2005 „fast zu gut”. Andreas
Heider, Geschäftsführer von zehn „Engel & Völkers”-Shops im
Südwesten und Zentrum der Insel, spricht bezogen auf den Umsatz
sogar vom „inselweit erfolgreichsten Jahr, seit wir auf Mallorca
sind” (seit 1999).
Einer der Faktoren, der die Preise weiter in die Höhe treibt,
ist die Tatsache, dass im Südwesten der Insel – der bevorzugten
Lage bei den meisten Immobilienverkäufen – die bebaubaren
Grundstücke zur Neige gehen. „Wir sind fast ausverkauft”, sagt Lutz
Minkner, „das ist eben eine Insel, da kommt nichts mehr nach.” Wer
noch etwas kaufen wolle, müsse sich sputen.
Zum Hintergrund: Der Wildwuchs von Beton und Zement auf der
Insel gehört der Vergangenheit an. Ein untrügliches Zeichen dafür
ist der vor einem Jahr in Kraft getretene Territorialplan des
Inselrates, der das Wachstum der Kommunen regelt. Wo früher
überproportional viel gebaut wurde – und das ist im Südwesten fast
überall der Fall gewesen – gibt es für Neubauten nicht mehr
allzuviel Spielraum.
In dem zu Ende gehenden Jahr stiegen die Immobilienpreise auf
den Balearen nach Angaben der unabhängigen Schätzergesellschaft
Tinsa um 16 Prozent, für das neue Jahr werden um die 20 Prozent
erwartet. „Das sind im Schnitt Zahlen, die wir bestätigen können”,
sagt Lutz Minkner. Beispielsweise sei in einem Geschossflächenbau
in Santa Ponça mit Preiszunahmen von fünf Prozent zu rechnen,
Luxusanwesen könnten aber auch um 40 bis 50 Prozent zulegen. „Die
großen Landsitze entziehen sich dagegen der klassischen Bewertung.
Die sind wie ein Oldtimer, den es nur einmal gibt.” Für diese
Immobilien, die im Schnitt 100.000 Quadratmeter Landbesitz sowie
1000 Quadratmeter Wohnfläche ausweisen, seien Kaufpreise von fünf
bis zehn Millionen Euro keine Ausnahme.
Auch Villen für fünf Millionen Euro seien heute, etwa in Son
Vida und Bendinat, keine Seltenheit mehr, sagt Minkner. In Port
d'Andratx kosten Villen dieser Art bereits sieben bis acht
Millionen Euro. Nach Andreas Heider wiederum sind allein für
Wohnungen im Raum Portals mitunter drei Millionen Euro zu
zahlen.
Infolge der Konjunkturschwäche in der Bundesrepublik waren die
Deutschen in ihrer Nachfrage nach Mallorca-Immobilien von den
Briten überflügelt worden. „Der britische Markt hat in den letzten
Jahren zweifellos den größten Anteil der Käufer auf Mallorca
gestellt”, sagt Heidi Stadler, „die Briten werden auch weiterhin
das stärkste Investitionsvolumen für den mallorquinischen
Immobilienmarkt produzieren.”
Diese Einschätzung wird auch von Lutz Minkner geteilt. Er
erwartet sogar eine ausgewiesen „starke Welle” an britischen
Kaufinteressenten. Der Grund: Vom kommenden April an ändert sich
die Rechtslage im Großbritannien. Dann können die Untertanen der
Queen ihr Angespartes in den Pensionskassen auch für Haus– und
Wohnungskäufe im Ausland verbriefen und von der Steuer absetzen.
„Per Saldo wird der Immobilienerwerb für Briten günstiger als für
Deutsche.”
Das heißt aber nicht, dass die deutschsprachigen Makler mit
sinkender Nachfrage aus der Bundesrepublik rechnen. Im Gegenteil.
„Die Kaufkraft der Deutschen nimmt stetig, speziell im höheren
Segment, zu”, hat Heidi Stadler registriert. Lutz Minkner wiederum
bekam von Kunden gesagt, sie könnten den Spruch „Geiz ist geil”
nicht mehr hören und wollten nunmehr wieder in Lebensqualität
investieren. Andreas Heider sieht im Regierungswechsel in
Deutschlands positive Signale für die deutsche Nachfrage.
Das Profil des deutschen Immobilienkäufers wandelt sich. Als
Trend hat Andreas Heider deutsche Geschäftsleute ausgemacht, die
ohnehin international viel mit dem Flugzeug unterwegs sind. „Die
Leute sagen sich, da können wir genauso gut, wenn nicht noch
besser, von Palma aus zu unseren Geschäftsterminen starten.” Die
Familie ist derweil auf der Insel zu Hause.
Nach Lutz Minkners Worten sind die Käufer in der Regel
Vorstandsvorsitzende großer Wirtschaftsunternehmen oder
erfolgreiche Mittelständler im Alter von 55 bis 60 Jahren, die sich
allmählich auf ihren Ruhestand einstellen. Mitunter kommen gleich
zwei Generationen – Väter und Söhne – die gemeinsam eine
Inselbleibe für die ganze Familie akquirieren. Andere Käufer seien
Golf– und Segelsport-begeisterte Deutsche. „Leute, die jedes zweite
Wochenende auf die Insel fliegen.” Viele Immobilienbesitzer
pendelten regelmäßig zwischen Deutschland und der Insel hin und
her.
Andreas Heider sieht darüber hinaus Osteuropäer auf dem
Vormarsch. Von den 250 Immobilien, die Engel & Völkers 2005
inselweit vermarktete, gingen zehn an Osteuropäer. So kaufte unter
anderem ein Russe das Anwesen von Claudia Schiffer in Camp de
Mar.
Insgesamt sieht Heider die Insel mittelfristig auf dem Weg, das
„Hampton Island von Europa unter der Sonne” zu werden. Der
exklusive Küstenort im US-Staat Georgia gilt mit seinen
Nobel-Anwesen in idyllischer Landschaft als eines der
hochpreisigsten Feriendomizile der Welt. Anwesen kosten dort
mitunter dreistellige Millionenbeträge.
Auch Lutz Minkner bezeichnet Mallorca als „hochpreisig und
erstklassig”. Ein neuer Umbruch bahne sich an: „Die Insel wandelt
sich von einem Käufer-Markt zu einem Verkäufer-Markt. Es gibt mehr
Nachfrage als Angebote.” Mittelfristig lasse sich wegen des
wachsenden Mangels an Baugrundstücken nicht allein vom
Neubaubereich leben. In fünf Jahren, schätzt Minkner, werden
Wiederverkäufe und die Vermarktung von sanierten Immobilien einen
deutlich größeren Stellenwert innehaben.
Der Boom am Immobilienmarkt habe auch wieder jene kleinen
Mobiltelefon-Makler auf den Plan gerufen, die in der letzten
Bereinigungsphase des Marktes von der Bildfläche verschwunden
waren. Ähnlich sieht es Heidi Stadler: „Sollten sich die
Immobilienagenturen auf der Insel weiterhin sprichwörtlich wie die
Hasen vermehren, wird es in Zukunft mehr Agenturen als Kunden
geben.”
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