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Es fällt den meisten Menschen leichter, die Schuld bei anderen als bei sich selbst zu suchen. Etwa im morgendlichen Stau auf der Vía de Cintura: Da schimpft man auf die Mietwagen, die zu Zehntausenden die Inselstraßen verstopfen und ein flüssiges Fortkommen verhindern. Das ist freilich völliger Quatsch. Was sollten Urlauber im Leihwagen morgens um 8.30 Uhr an einem normalen Wochentag im November verloren haben?

Gegen solche und andere Vorurteile will Álvaro Middelmann zu Felde ziehen. Der neu gewählte Präsident des mallorquinischen Fremdenverkehrsverbandes Fomento del Turismo findet es „besorgniserregend”, dass knapp 30 Prozent der mallorquinischen Jugendlichen dem Fremdenverkehr ablehnend oder indifferent gegenüberstehen. Dabei sei der Tourismus eine der saubersten Industrien, die man sich vorstellen könne.

Recht hat er. Mit seiner Überzeugungsarbeit könnte er bei der Balearen-Regierung anfangen. Denn die hat in dieser Woche die umstrittene Mietwagensteuer im Parlament beschlossen. Wohlgemerkt: nur beschlossen. Keineswegs aber eingeführt. Im Gesetzestext ist kein Datum festgehalten, und es steht darin, dass die Taxe nur kommt, wenn die Branche sich darauf einigt. Da das nicht zu erwarten ist, handelt es sich bei dem ganzen Beschluss um nichts anderes als parlamentarische Spiegelfechterei mit dem Ziel, die Wähler zu täuschen. Erschwerend kommt hinzu, dass der höchstwahrscheinlich folgenlose Beschluss für schlechte Presse im Ausland gesorgt hat.

„Du bist Mallorca” wirbt der Inselrat in Image-Anzeigen. Das ist insofern richtig, als alle, die auf der Insel leben und arbeiten, für das Image des Ferienziels verantwortlich sind. Zum Beispiel: Jedes Fitzelchen Müll, das achtlos aus dem Autofenster fliegt, könnte das Fitzelchen zu viel sein, das einen Urlauber davon abhält, wiederzukommen. Es hat ja auch jeder, mehr oder weniger direkt, etwas davon, dass die Gäste so viel Geld auf die Insel bringen.

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