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Das Telefon klingelt fast ununterbrochen. Immer wieder muss Joana Walker das Gespräch unterbrechen, um sich eines weiteren Notfalls anzunehmen. Entweder meldet sich die zuständige Sozialbehörde bei der engagierten Präsidentin des „Club Elsa” oder die betroffenen Menschen rufen sie persönlich an. „Die Armut hat deutlich zugenommen”, erzählt die 77jährige. „Zum einen wegen der steigenden Zahl der Immigranten, andererseits geraten immer mehr Familien zum Beispiel durch plötzliche Arbeitslosigkeit in Not, können auf einmal die Miete oder das Schulgeld nicht mehr bezahlen.”

Seit 1955, als Joana Walker mit ihrem Mann nach Mallorca kam, hat sie bedürftigen Familien geholfen, erst sporadisch, seit Gründung des „Club Elsa” 1973 organisiert: „Man muss schauen, was man tunkann.” Dreimal im Jahr – auf dem großen Frühlings– und Winterflohmarkt und beim Sommerfest – werden die Sachen verkauft, die sie und ihre knapp 30 aktiven Mitglieder, alles Frauen, gesammelt haben: Kleidung, Hausrat, Spielzeug, Möbel und mehr. Der Erlös - 2005 waren es immerhin 40.000 Euro – geht direkt an bedürftige Familien: „Der direkte Kontakt zu ihnen garantiert, dass das Geld auch wirklich dort ankommt, wo es am dringendsten benötigt wird,” so Joana Walker.

Auch immer mehr deutsche Residenten seien von der Altersarmut betroffen, hat sie festgestellt: „Ein Ehepaar bekommt etwa eine Mindestrente von 300 Euro – das ist zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben.” Ein anderer „Fall” wird ihr am Telefon geschildert: Eine krebskranke Frau, die mit ihrer 17jährigen Tochter von 300 Euro Sozialhilfe im Monat lebt und den restlichen Unterhalt mit Klavierstunden zu erwirtschaften versucht, muss ins Krankenhaus. „Da ihre Miete allein 300 Euro kostet, müssen wir jetzt einspringen, damit die Existenzgrundlage für die Tochter garantiert ist.”

Die Not, mit der Joana Walker täglich konfrontiert wird, ist immens. Obwohl die 77jährige gesundheitlich stark beeinträchtigt und auf Medikamente angewiesen ist, arbeitet sie rund um die Uhr für den Club: „Wer soll es denn sonst machen? Die Armut nimmt kein Ende.” Und tatsächlich ist die Präsidentin schwer zu ersetzen, die jahrzehntelang gute Kontakte auch zu den Behörden und Ämtern aufgebaut hat. Trotzdem: „Wir brauchen dringend neue aktive Mitglieder – besonders für den Verkauf auf unseren Benefizmärkten.”

Die Kraft, die von der 77jährigen ausgeht, ist außergewöhnlich, ebenso wie ihre lebens- und menschenbejahende Haltung, mit der sie ihre „Sisyphos-Arbeit” täglich von neuem beginnt: „Wenn man Gutes tut, kriegt man viel zurück”, sagt Joana Walker. „Ich bin zwar krank, aber ich fühle mich gut.” (spe)