Ein Vorurteil über Spanier im allgemeinen und Mallorquiner im
besonderen dürfte der Vergangenheit angehören: Dass sie nicht in
der Lage sind, einen Bau zügig abzuwickeln. Was die Straßenbauer in
den vergangenen beiden Jahren auf Mallorca vollbracht haben, ist
schier unglaublich – und für viele Mallorca-Freunde beängstigend.
Wer über Land fährt, gewinnt den Eindruck, ein Riese würde das
Eiland mit dem Spaten umstechen.
Die konservative Regierung hat damit nicht etwa Wahlversprechen
gebrochen, sondern auf ungewöhnlich rasche Weise in die Tat
umgesetzt. Das Straßennetz wird den Bedürfnissen des Verkehrs
angepasst.
Die große Frage: Ist das gut für Mallorca? Ja, denn eine
Alternative gibt es nicht. Insbesondere die großen Verbindungen von
Palma gen Norden (Alcúdia), Osten (Manacor) und Westen (Peguera)
waren überfällig. Auch neue Schienenverbindungen hätten das bereits
bestehende Verkehrsaufkommen nicht kompensiert. Dabei geht es nicht
nur um schnelles Vorankommen, es geht um die Sicherheit. Die
Manacor-Straße war in ihrem bisherigen Zustand ein
Todesstreifen.
Und es geht um Lebensqualität. Manche Geschäftsleute mögen
beklagen, dass allerorten Umgehungsstraßen gebaut werden; jene
Anwohner jedoch, die manchmal den Eindruck hatten, der Verkehr
donnere durch ihr Wohnzimmer, werden heilfroh über die Umfahrungen
sein.
Die einzelnen Bauten hätten wohl auch kaum einen Aufschrei
provoziert, wenn sie einer nach dem anderen durchgezogen worden
wären. Mit der Masse von Vorhaben entsteht jedoch der Eindruck,
Politik bestehe hierzulande nur im Produzieren von Asphalt. Die
damit verbundenen Ängste sind verständlich.
Deshalb sollten Matas und Munar, wenn die großen Vorhaben
realisiert sind, auch wieder auf die Bremse treten. Nicht jede
Land– und Verbindungsstraße darf in eine Autobahn verwandelt
werden. Fehler wie einst auf der Küstenstraße Sóller-Deià, die in
eine begradigte Rennpiste verwandelt werden sollte, dürfen sich
nicht wiederholen.
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