Wasser ist ein kostbares Gut. Das wird dem Verbraucher auf
Mallorca hauptsächlich anhand der Wasserrechnung bewusst. Die
Balearen haben nach den Kanarischen Inseln die höchsten
Wasserpreise Spaniens. Dies ist das Ergebnis einer vor wenigen
Wochen vom spanischen Statistikamt veröffentlichten Erhebung für
das Jahr 2003. Gemäß den staatlichen Statistikern bezahlten die
Balearenbürger im Schnitt 1'42 Euro pro Kubikmeter Wasser.
Spanienweit wurden durchschnittlich 0'86 Euro pro Kubikmeter
berechnet. Erstaunlicherweise lag der Preis in einer der
wasserärmsten und trockensten Regionen des Landes noch deutlich
unter dem der Balearen. In Murcia kostete ein Kubikmeter Wasser
1'08 Euro.
Die Wasserpreise werden auf Mallorca von den Rathäusern
beziehungsweise von den von ihnen beauftragten privaten oder
öffentlichen Firmen festgelegt und schwanken je nach Gemeinde
beträchtlich.
Wasser ist ein gewinnbringendes Geschäft. In Palma ist Wasser
der einzige nicht defizitäre Posten bei den Stadtwerken
(Emaya).
Oberste Instanz bei der Wasserversorgung Mallorcas ist aber die
Balearen-Regierung. Die in das hiesige Umweltministerium
integrierte Wasserbehörde („Recursos Hídrics”) ist letztlich dafür
verantwortlich, dass aus den Hähnen Wasser kommt und dies auch in
Zukunft der Fall sein wird. „Im Prinzip haben wir keine Probleme
mit der Wasserversorgung der Insel”, sagt ihr Direktor Joan Crespí
Capó. Aber Regen allein reiche nicht aus. Mallorcas Haushalte und –
vor allem auch die Hotels – bezögen ihr Wasser über ein
kompliziertes Verteilersystem. Das Trinkwasser der Insel wird dem
Grundwasser und den beiden Berg-Stauseen Gorg Blau und Cúber
entnommen sowie zunehmend per Entsalzungsanlage gewonnen.
Üblicherweise werden die einzelnen Ressourcen gemischt.
Obwohl Spanien in diesem Jahr unter einer der größten Dürren
seiner Geschichte zu leiden hat, sei Mallorca von der Unbill der
Natur nicht betroffen gewesen. Einschränkungen oder Engpässe habe
es nicht gegeben. „Die Lage ist gut.” Der monatlich an
verschiedenen Punkten gemessene Grundwasserpegel habe im Oktober
noch bei einer Kapazität von 39 Prozent gelegen. „Auf das Jahr
bezogen, gibt es da auch nur wenige Schwankungen”, weist Crespí die
Kritik von Umweltverbänden zurück, die den Verantwortlichen eine
exzessive Ausbeutung der natürlichen Wasserressourcen
vorwerfen.
Mallorcas „Hauptwasserader”, die Arteria Poniente/Levante, wird
von der Balearen-Regierung betrieben. Die Pipeline versorgt derzeit
die Menschen von der Playa de Palma bis nach Sant Elm mit Wasser,
auf das die Gemeinden zusätzlich zu ihren eigenen Quellen
zurückgreifen können. Das heißt, die Rathäuser oder deren
Vertragspartner kaufen das staatliche Nass und verkaufen es an den
Endverbraucher weiter. Die Gewinnspannen sind dabei mitunter
beträchtlich. So wird beispielsweise entsalztes Meerwasser vom
Govern, je nach Produktionskosten der Anlage, zwischen 60 und 85
Cent pro Kubikmeter angeboten.
In den kommenden Jahren soll eine komplette West-Ost-Verbindung
bis nach Alcúdia und Pollença fertiggestellt werden.
Der größte Teil des Wassers wird in den Gemeinden und
Ansiedlungen in der Bucht von Palma benötigt. Rund 60 Prozent
fließt dort durch Hähne und Spülungen, füllt Pools und Boiler. Nach
Angaben der Wasserbehörde verbraucht jeder Bewohner auf Mallorca im
Schnitt täglich 175 Liter Wasser. Tendenz steigend.
Um dem wachsenden Bedarf an Wasser gerecht zu werden, ist der
Bau von zwei weiteren großen Entsalzungsanlagen in Andratx und
Alcúdia beschlossen worden, die Mallorcas größte Entsalzungsanlage
in Palma entlasten sollen. Das spanische Umweltministerium hat
dafür zusammen mit EU-Mitteln über 110 Millionen Euro zugesagt.
Eine Versorgung der Insel mit Tankschiffen vom Festland, die von
1995 bis 1997 erforderlich war, sei damit ein für alle Mal
Geschichte. Damals mussten 16 Millionen Kubikmeter Wasser den
Notstand lindern. 280mal pendelte ein riesiger Tanker zwischen dem
spanischen Festland und Mallorca.
Die Qualität des Trinkwassers bezeichnet Crespí als überwiegend
gut bis sehr gut. Lediglich in den stark landwirtschaftlich
genutzten Zonen rund um Sa Pobla und Muro sei eine erhöhte
Belastung mit Nitraten feststellbar. Diese überschreite aber nicht
die vorgeschriebenen Höchstgrenzen. Bei küstennahen Brunnen
vermische sich auch Meerwasser mit dem Grundwasser, was zu einem
höheren Salzgehalt des Trinkwassers führe.
Jede Gemeinde und jeder Wasserproduzent ist gesetzlich dazu
verpflichtet, das Wasser regelmäßig zu analysieren und die
Laborwerte zu veröffentlichen. Die Rathäuser, so Crespí, müssten
die Werte aushängen oder per Internet zugänglich machen.
Auch wenn man sich nach offiziellen Angaben auf Mallorca nicht
darum sorgen muss, dass auch in Zukunft Wasser aus den Hähnen
sprudelt, sei ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit dem
Rohstoff wichtig. In jährlich wiederkehrenden Kampagnen versucht
die Balearen-Regierung die Bevölkerung für das Thema Wasser zu
sensibilisieren. Einwohner und Urlauber werden aufgefordert,
sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen.
Dabei sind die größten Wasserverschwender paradoxerweise die
Wasserlieferanten. Genauer gesagt, deren Rohrsysteme. Lediglich
zwei von drei Kubikmetern Wasser kommen beim Endverbraucher an. Das
restliche Drittel geht durch undichte Rohre verloren.
„Das ist wirklich ein Problem, das nicht so einfach zu lösen
ist”, räumt Crespí ein. Obwohl die Balearen-Regierung jedes Jahr
mehr Geld für die Instandhaltung der Wasserleitungen den Rathäusern
zur Verfügung stelle (in diesem Jahr waren es 1'33 Millionen Euro),
scheuten sich die Gemeindeverwaltungen vor der Eigenbeteiligung an
den Kosten, die bis zu 20 Prozent betragen könnte.
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