Wie viele „Grüne Karten” verkauft worden sind, will Pau Collado
nicht verraten. Der Vorsitzende der Stiftung für nachhaltige
Entwicklung auf den Balearen ist sich gleichwohl sicher, dass es
Kritik hageln wird, wenn die erste Bilanz – wohl zur Madrider
Reisemesse Fitur im Januar – veröffentlicht wird. Schließlich
handelt es sich bei der Umweltkarte um den Nachfolger der
kontroversen Ökosteuer für Touristen und damit um eines der
Vorzeigeprojekte der konservativen Regionalregierung.
Er selbst zeigt sich mit den Verkaufszahlen zufrieden, „wenn man
bedenkt, dass es sich um ein ganz neues Produkt handelt, das einen
großen Erklärungsbedarf hat”. Die Karte, die es seit April für
Urlauber und seit Juni für Insel–Residenten gibt, kostet 10 Euro
und ist zwei Wochen beziehungsweise ein Jahr gültig. Denn Touristen
nutzen sie während ihres Aufenthaltes intensiv, Einwohner
sporadisch, und für beide soll sie sich lohnen.
Gegenwärtig ist Collados Team dabei, Schwächen zu analysieren
und auszumerzen. In erster Linie sollen die Rabattangebote
ausgeweitet werden, „denn das ist entscheidend für den Erfolg”.
Immerhin: Die Zahl der Stellen, wo es Vergünstigungen gibt –
Rabatte oder Geschenke – ist von anfangs 74 auf aktuell 185
gestiegen (die aktuelle Liste gibt es im Internet unter www.targeta
verda.com).
Der Verkauf der Karte, anfangs ein großes Problem, funktioniert
mittlerweile leidlich gut. „Wir sind zufrieden, wenn man bedenkt,
dass es sich um ein ganz neues Produkt handelt, das einen großen
Erklärungsbedarf hat”, wiederholt sich der Chef. Nach und nach, so
habe man aber feststellen können, wissen sowohl Urlauber und
Residenten auf der einen sowie Anbieter auf der anderen Seite immer
besser Bescheid. „Das merken wir in unseren eigenen
Informationszentren”, berichtet Collado, „zu Beginn mussten wir
noch sehr ausführlich alles erläutern, jetzt kommen die Besucher
schon mit viel Wissen zu uns.” Gegenwärtig verhandelt die Stiftung
auch mit deutschen Reiseunternehmen, um den Vertrieb zu verbessern.
So soll neben der LTU bald auch Marktführer Air Berlin die Karte im
Bordverkauf anbieten, neben der TUI sollen auch weitere
Reiseveranstalter ins grüne Boot geholt werden.
Apropos Boot: Das solargetriebene Ausflugsboot „Solemar” gehört
zu den Projekten, die aus den Einnahmen der Karte finanziert worden
sind. Außerdem sind im Naturpark Albufera bei Alcúdia
Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt und ein Informationszentrum
eröffnet worden; das Castillo San Nicolau auf Menorca wurde von
9000 Menschen besucht; auf der von der Vorgängerregierung gekauften
Finca Son Real in Mallorcas Inselosten haben die Arbeiten zur
Gestaltung eines Naturparks begonnen; in den Naturparks Albufera
und Es Grau auf Menorca können Besucher mit Tarjeta Verde kostenlos
ein Leihfahrrad nutzen.
Pau Collado betont, dass die Grüne Karte nicht in erster Linie
dazu dient, Geld einzunehmen, sondern ein Instrument ist,
Einheimische und Besucher aufzuklären und das Umweltbewusstsein zu
stärken. Deshalb hebt er auch die Workshops hervor, die die
Stiftung während der Sommermonate auf den balearischen Stränden
durchgeführt hat: „Hier haben wir viele Menschen erreicht, die mit
Spaß und Interesse bei der Sache waren.” Auf diesem Wege wolle man
weitermachen: informieren und sensibilisieren.
Da ihm bewusst ist, dass die Grüne Karte auch ein politisches
Projekt ist, wird er selbst allerdings gar nicht sensibel
reagieren, wenn es die erwartete Kritik an den Zahlen geben
wird.
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