Den Österreichern wird die Bezeichnung Treber oder Lauer
geläufig sein, den Schweizern Trasch, den Franzosen Marc, den
Italienern Grappa, wir Deutsche schließlich nennen ihn
Tresterbrand: Ein, wenn aus gutem Material gebrannt, zur Kategorie
der Spirituosen gehörender Tropfen, der dazu angetan ist, uns
Schwerverdauliches im Magen zu entknoten. Aber auch schlicht aus
reiner Genussucht zu sich genommen, erfreut der Gebrannte aus
Trester die Seele, denn die Tage werden kürzer und kühler und die
Speisen deftiger.
Trester bedeutet nichts anderes als Pressrückstand. Das muss
nicht zwangsläufig etwas mit Weinbau zu tun zu haben. Trester
entsteht beim Auspressen von Äpfeln, Karotten oder Oliven. Trester
kann auch ein Maischrückstand beispielsweise bei der
Bierherstellung sein. Ich möchte mich im folgenden jedoch auf den
Trester konzentrieren, der aus der Maische gewonnen wird. Er ist
vielseitig verwendbar, etwa in Biogasanlagen zur Energiegewinnung,
als Dünger verwendet oder Futter für Nutztiere. Die edelste Art der
Weiterverarbeitung von Trester bleibt jedoch das Destillat. Mein
heutiger Weintip ist daher ausnahmsweise einmal kein Wein, sondern
das luxuriöse Endprodukt ehemaliger Weintrauben, der Tresterbrand.
L'Esperit heißt der edle Beschleuniger, kostet um 25 Euro im
Fachhandel und wird aus 100 Prozent Macabeu–Trester nach der
Charentais–Methode zweimal destilliert. Er stammt von Agustí
Torello, auch bekannt durch seine hervorragenden Cavas und wird
landesüblich Marc de Macabeu genannt.
Der L'Esperit verfügt über ein komplexes Aroma, elegant,
feingliedrig. Er duftet nach getrockneten Kräutern und Frucht, ist
sehr harmonisch und gehört zu den edleren seiner Art. Man ließ sich
viele Jahre und zahlreiche Versuche Zeit bei Agusti Torello, bis
man den L' Esperit präsentierte.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.