Ganz Spanien hält gespannt den Atem an: Wie wird sie aussehen,
Leonor, die Tochter des spanischen Thronfolgers Felipe und seiner
Frau Prinzessin Letizia? Die Medien in Spanien erwarten jeden
Moment (nach Redaktionsschluss) die Freigabe des ersten offiziellen
Familienfotos durch das Königshaus.
Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia haben in der Nacht zum
Montag ein Mädchen bekommen, das einmal die Königin von Spanien
werden könnte. Das erste Kind des Prinzenpaars von Asturien kam per
Kaiserschnitt in einer Madrider Klinik zur Welt. Es erhält den
Namen Leonor und bekam mit der Geburt den Titel einer Infantin. Die
Kleine belegt den zweiten Rang in der spanischen Thronfolge, hinter
ihrem Vater und vor dessen älterer Schwester Elena. Sie muss nach
dem Protokoll mit „Königliche Hoheit” angesprochen werden.
Die Mutter und das Kind sind nach Angaben der Ärzte bei bester
Gesundheit. Am Donnerstag befanden sie sich nach wie vor in der
Klinik, wo Leonor von den stolzen Großeltern, Tanten und Onkeln
zahlreich besucht wurde.
Der 37jährige Felipe hatte die Geburt seiner Tochter selbst
miterlebt. Als die Krankenschwestern ihm das Kind in den Arm
legten, vergaß er in der Aufregung, darauf zu achten, ob das Baby
ein Junge oder ein Mädchen war. „Ich habe die Schwestern gefragt”,
berichtete der Kronprinz. „Sie haben es mir gesagt.” Leonor wog
nach der Geburt 3'45 Kilogramm und maß 47 Zentimeter.
„Dies ist das Schönste, was einem Menschen widerfahren kann”,
sagte der glückliche Vater. Das Mädchen habe im Aussehen von beiden
Elternteilen etwas geerbt. Es kam fast drei Wochen zu früh zur
Welt. Die Geburt war erst für die zweite Novemberhälfte erwartet
worden. Königin Sofía beschrieb ihre Enkelin nach einem Besuch in
der Klinik so: „Sie ist rund und gesund.”
Die 33jährige Letizia, eine frühere Fernsehmoderatorin, war am
Sonntagabend mit Wehen in die Klinik gebracht worden. „Als der
Geburtsvorgang keine Fortschritte machte, entschlossen wir uns zu
einem Kaiserschnitt”, erläuterte der zuständige Arzt Ignacio
Recasens. Leonor erblickte um 1.46 Uhr das Licht der Welt. Sie ist
das siebte Enkelkind von König Juan Carlos und Königin Sofía. Wie
alle Mitglieder des Königshauses wird sie nach alter Tradition mit
Wasser aus dem Jordan getauft. Die Taufe soll nach Weihnachten
stattfinden.
Leonors Geburt wurde weder mit Salutschüssen noch mit Fanfaren
bekanntgegeben. Das Königshaus griff auf das moderne
Kommunikationsmittel der SMS zurück. Es verschickte an die
akkreditierten Journalisten telefonische Kurzmitteilungen. Darin
hieß es: „Die Prinzessin von Asturien hat soeben ein Mädchen zur
Welt gebracht.”
Die Neugeborene wird später als künftige Thronfolgerin den Titel
„Prinzessin von Asturien” bekommen, sobald ihr Vater König sein
wird. Sie könnte jedoch nach der geltenden Regelung noch vom
zweiten Platz der Thronfolge verdrängt werden, wenn Felipe und
Letizia später einen Jungen bekämen. Allerdings hat die spanische
Regierung zugesichert, in der Erbfolge die Gleichberechtigung von
Jungen und Mädchen einzuführen.
Felipe und Letizia hatten mehrfach erklärt, vor der Geburt nicht
gewusst zu haben, ob ihr Kind ein Junge oder ein Mädchen wird. Die
Prinzessin hatte keine leichte Schwangerschaft. Sie litt nach
Presseberichten häufig an Magenbeschwerden und Schwindel. Dennoch
hielt sie zahlreiche öffentliche Termine ein. Im Mai und und im
Juli hielt sich die schwangere Letizia auch auf Mallorca auf. Das
Paar hatte im Mai 2004 geheiratet. Der Kronprinz hatte damals
erklärt, er wünsche sich „mehr als zwei, aber weniger als fünf
Kinder”.
Schon jetzt steht fest, dass die Infantin Leonor im Rahmen ihrer
Ausbildung auch zum Militär muss. Ihr Vater war in allen drei
Waffengattungen zum Offizier ausgebildet worden. „Doña Leonor”
müsse die Welt der Armee und die Werte des Militärs von Grund auf
kennenlernen. Dies sei allein deshalb unverzichtbar, weil sie bei
ihrer Krönung zur Königin nach der spanischen Verfassung auch
oberste Befehlshaberin der Streitkräfte würde.
Leonor war im Mittelalter ein häufiger Name in
Herrscherfamilien. Zuletzt wurden aber in Spanien nur 0'03 Prozent
aller geborenen Mädchen so genannt.
Einen neuen Rekord hat die Kleine schon jetzt aufgestellt. Noch
keine 24 Stunden alt, wurde sie von den Fußball-Erstligisten Real
Mallorca und FC Sevilla zum Ehrenmitglied ernannt.(dpa/as)
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