Sein Leben war die Fotografie. Aber richtig bekannt wurde Alfred
Tritschler erst in den frühen 50er Jahren. Lange Zeit stand der
gelernte Fotograf im Schatten seines Partners Dr. Paul Wolff, der
zusammen mit Oskar Barnack erheblich zur Verbreitung der
Kleinbildfotografie beigetragen hat. Auch Alfred Tritschler war
schnell von den Möglichkeiten der Leica überzeugt. In vielen
Reportagen nutzte er die Vorzüge der handlichen und flott zu
bedienenden Kamera.
Er fotografierte zusammen mit Wolff die Olympischen Spiele 1936
in Berlin, flog als Reporter mit dem Luftschiff „Hindenburg” nach
Brasilien und überlebte den Krieg als Bildberichterstatter. Einen
Namen machte sich Tritschler aber als Industriefotograf im
Nachkriegsdeutschland.
Mit seinem Buch „Kleiner Wagen in großer Fahrt”, das 1949 die
Fertigung des Volkswagens und eine Fahrt im Käfer quer durch
Deutschland illustrierte, schaffte der gebürtige Offenburger
endgültig den Durchbruch.
Neben der Technik hatte Tritschler aber auch ein Gespür,
Situationen und Augenblicke im Bild festzuhalten, die schon damals
viel über Land und Leute aussagten. In diesem Jahr wäre er 100
Jahre alt geworden.
Anlässlich des Geburtstages hat Thomas Sommer, der den
fotografischen Nachlass seines Großonkels pflegt und das
historische Bildarchiv Dr. Paul Wolff & Tritschler weiterführt,
die Kontaktabzüge durchforstet und ist dabei auf Fotos gestoßen,
die Tritschler 1954 auf Mallorca schoss. Neben Sonderausstellungen
widmet auch die renommierte Zeitschrift Leica World dem deutschen
Fotografen in seinem Jubiläumsjahr in der ab Ende Oktober
erhältlichen Ausgabe 2/05 ein großes Special, allerdings ohne näher
auf die beeindruckenden Mallorca-Fotos Tritschlers einzugehen.
„Vielleicht gibt es ja einmal auf der Insel eine Ausstellung, in
der die Spanienfotos meines Großonkels zu sehen sind. Das würde
mich sehr freuen”, hofft Thomas Sommer.
„Onkel Alfred war, seit ich ihn kannte, immer ein großer Fan von
Spanien. Die Leute, das Essen, das südländische Flair und die Art
des Lebens hatten es ihm angetan. Eigentlich kenne ich ihn nur
braungebrannt”, erinnert sich der 50jährige Bankkaufmann, der das
Bildarchiv vor 30 Jahren zu seinem Hobby gemacht hat.
Die Mallorca-Fotos seien keine Auftragsarbeiten gewesen, sondern
Urlaubsschnappschüsse. Aber 50 Jahre nach ihrer Aufnahme haben sie
einen hohen historischen Wert.
Vieles hat sich seitdem auf Mallorca geändert. Vieles könnte
aber auch erst gestern fotografiert worden sein. Noch immer
flanieren die Bewohner durch die engen Gassen, treffen sich alte
Männer zu einem Schwatz auf der Straße, erobern Matrosen die
Kneipen in Palmas Lonjaviertel.
1970 verstarb Alfred Tritschler unerwartet in der
Silvesternacht. Mehr Informationen zu seinem Leben und Werk:
Bildarchiv Wolff & Tritschler, Offenburg, Tel.:
0049-781-33756.
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