Zu Lebzeiten galt er als Skandalkünstler, bei den Nazis als
„entartet”, später als Genie: Egon Schiele (1890-1918). Im Museu
d'Art Espanyol Contemporani der Stiftung March in Palma werden bis
zum 11. September 50 Arbeiten des österreichischen Expressionisten
ausgestellt. 40 Bilder wurden von dem Stadtmuseum Wien zur
Verfügung gestellt, die übrigen stammen aus Privatsammlungen. Die
Ausstellung mit Werken aus den Jahren 1908 bis 1918 vermittelt
einen eindrucksvollen Überblick über Schieles Schaffensperiode.
Porträts, Selbstbildnisse und viel nackte Haut.
Egon Schiele gilt – neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka – als
einer der wichtigsten Vertreter des österreichischen
Expressionismus, als einer der Künstler, der sich aus dem
Einflussbereich der von Jugendstil und symbolistischen Elementen
geprägten Wiener Secession löste und zu einem damals skandalösen
Stil mit realistischen Komponenten fand.
Im Zentrum seiner Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder stehen
männliche und weibliche Akte sowie viele Selbstbildnisse.
Schiele studierte gegen den Willen der Familie an der Wiener
Akademie der Bildenden Künste; er war Gründungsmitglied der
Künstlervereinigung „Neukunstgruppe”, die sich der Überwindung des
Jugendstils verschrieben hatte. Die ersten Aktdarstellungen
entstanden 1909/1910 durch Anregung des Pantomimen Erwin Osen, der
sich von Schiele in ekstatischen Posen zeichnen ließ.
Einige Zeitlang lebte er mit seiner Lebensgefährtin, dem Modell
Wali Neuziel in Krumau, dem Geburtsort seiner Mutter.
Wegen seiner Vorliebe, sehr junge Mädchen als Akte zu malen und
zu zeichnen, wurde er der Entführung einer Minderjährigen
bezichtigt und zu einer Arreststrafe verurteilt. Schiele verließ
Krumau und ließ sich in Wien nieder.
Er beschäftigte sich mit Radierung und Holzschnitt,
experimentierte mit Fotografie. Er fertigte Bleistiftzeichnungen,
die er später kolorierte, so dass sich in seiner Kunst die in der
Malerei gewonnenen Erkenntnisse und grafischen Fähigkeiten
vermischen.
Im Jahr 1917 plante Schiele, gemeinsam mit Künstlern wie Arnold
Schönberg und Peter Altenberg eine Arbeitsgemeinschaft Kunsthalle,
die aber niemals zustande kam. In dieser Zeit hatte Schiele
finanziellen und künstlerischen Erfolg, wurde für die
fortschrittlichen Wiener Maler eine Art Leitfigur. Er starb 1918 an
der Spanischen Grippe.
Schiele war niemals ein glücklicher Mensch. In seinen Porträts,
die eckige, magere Gestalten mit teilweise stark abstrahierten
Zügen zeigen, kommt sein stetiger Lebenspessimismus zum Ausdruck.
Er wurde oft verkannt, seine Frauendarstellungen wurden oftmals als
Pornographie angesehen. Doch es ging ihm um die Darstellung des
Menschen in allen Facetten.
Erst lange nach seinem Tod fand Egon Schiele weltweite
Anerkennung. Während der Zeit des Dritten Reichs galt seine Kunst
als „entartet”.
Egon Schiele: Fundación March, Palma, Carrer Sant Miquel 11.
Geöffnet bis zum 3. September von Montag bis Freitag von 10 bis
18.30, samstags von 10 bis 14 Uhr.
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