Von der geräumigen Terrasse schweift der Blick über ein grünes
Meer. Endlos ziehen sich die Rebzeilen dahin, aus dem Laub funkeln
violette Weintrauben, saftig und prall, eine Freude.
Der Neubau der Bodega inmitten des fruchtbaren Weingartens ist
nahezu abgeschlossen, noch legen Arbeiter letzte Hand an, doch im
klimatisierten Keller warten bereits zehn hochmoderne Stahltanks à
10.000 Liter darauf, dass in den kommenden Wochen die Weinlese
beginnt. Das Weingut Galmés i Ribot in Santa Margalida ist eines
der neuesten Weingüter auf der Insel, das sich nun offiziell
vorgestellt hat. Damit steht die Bodega nicht allein: Nach Angaben
des balearischen Agrarministeriums haben in den vergangenen
eineinhalb Jahren 22 neue „Cellers” den Betrieb aufgenommen. Die
Zahl der Weingüter erhöhte sich damit seit Jahresbeginn 2004 um 58
Prozent auf 60. Von den 22 Neu-Bodegas entfielen 17 auf Mallorca.
Im Raum Sencelles sind es vier neue, in Porreres zwei. Die anderen
Güter befinden sich in Binissalem, Algaida, Llucmajor, Muro, Santa
Margalida, Manacor, Banyalbufar, Puigpunyent, Alaró und Estellencs.
Hinzu kommen sechs weitere Güter wie etwa Es Mortix bei Escorca.
Und an diesem Freitag, 29. Juli, öffnet die Bodega Son Sureda Ric
bei Manacor erstmals ihre Pforten.
Vor dem Wettbewerb mit den Traditionsgütern auf Mallorca, die
teils seit mehreren Generationen Wein keltern, fürchten sich die
neuen Bodegas nicht. Galmés i Ribot etwa verfügt über prächtige
Weinberge, modernste Technik und renommiertes Fachpersonal. „Unser
Ziel ist es, an die Spitze der Qualitätsweingüter aufzusteigen”,
sagt Vertriebsdirektor Julio Torres, der nach drei Jahren bei
Hereus de Ribas (Consell) nun an den neuen Arbeitsplatz wechselte.
Den wachsenden Wettbewerb sieht er gelassen. „Konkurrenz schadet
nur denjenigen, die nicht nach Qualität streben.”
Die arrivierte Weinwirtschaft der Insel sieht die boomartige
Zunahme der Weingüter indes mit gewisser Vorsicht. „Es ist immer
gut, wenn die Investitionen in den Weinsektor der Steigerung der
Qualität und dem Preiserhalt dienen”, sagt der Präsident des
Verbandes der großen Güter (Abib), Ramon Servalls. Im vergangenen
Jahr habe der Konsum balearischer Weine auf den Inseln nach
offiziellen Zahlen um zwei Prozent zugenommen. Dem habe jedoch eine
Ausweitung der Produktion um 35 Prozent entgegengestanden. „Es gibt
Symptome für eine Überproduktion, die uns vor Probleme stellen
könnte”, warnt Servalls. Man dürfe nicht vergessen, dass die
Gewinnmargen im Agrarbereich auf Mallorca aufgrund der teuren
Flächen, der hohen Kosten und der Insellage viel geringer seien als
auf dem Festland.
Ganz auf die Kräfte des Marktes vertraut Joan Mora, Präsident
der Vereinigung der Weingüter, die unter dem Gütesiegel „Serra de
Tramuntana-Costa Nord” Wein produzieren. „Einige der neuen Güter
sind einzig der Laune schwerreicher Leute entsprungen. Sie wollten
einfach ihre eigene Bodega haben. Wenn der Betrieb dann keinen
Gewinn einfährt, werden sie ihn wieder schließen und fertig.”
Andreu Oliver, dienstältester Ökowinzer auf den Inseln (Bodega Can
Majoral) sieht das ähnlich: „So manches Weingut entsteht nur zum
Angeben.” Aber er gewinnt der Entwicklung auch Positives ab:
„Einige der Bodegas haben sich der ökologischen Landwirtschaft
verschrieben. Das wird den Sektor stärken.” Der Sekretär der
anerkannten Anbauregion „DO Pla i Llevant”, Miquel Feliu, begrüßt
die Entwicklung. „Altes Bauernland und die Landschaft werden
gepflegt. Und die Zahl unserer DO-Bodegas steigt 2005 von neun auf
zwölf.”
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