Wer Robert Kreis kennt, kennt auch den „Lach-Foxtrott”: Der wird nicht gesungen, sondern gelacht. „Schämen Sie sich nicht, entklemmen Sie sich”, ermuntert der Künstler die Gäste, die sich am vergangenen Samstag im Son Bauló in Lloret de Vistalegre eingefunden haben. Und tatsächlich: Jeder steckt den anderen an, kurze Zeit später lachen alle – im Takt.
Das sei allerdings nicht immer so, sagt Robert Kreis. Neulich, in Düsseldorf, da war es recht schwierig. Da verzog man nur – angestrengt und lautlos – das Gesicht. Die Grimassen, die er zur Illustration schneidet, sorgen für neue Lachsalven. „Düsseldorf ist eben schick,” sagt der Niederländer. Und nach kurzer Pause: „Ich füge hinzu – totschick.”
Zwischen dem Künstler und seinem Publikum auf Mallorca stimmt die Chemie von Anfang an. Der Innenhof des Son Bauló, den Inhaber Will Kauffmann für Robert Kreis und seine Damen-Kapelle, die „Jazz-Sextanten”, liebevoll zur Open-Air-Bühne umfunktioniert hat, ist brechend voll. Die sechs Frauen im attraktiven 20er Jahre-Charleston-Outfit, die ihn heute an Piano, Kontrabass, Schlagzeug, Saxophon, Posaune und Trompete begleiten, scheinen nicht weniger Spaß am Auftritt zu haben als ihr „Paps”, wie sie den Meister augenzwinkernd nennen.
Trotz fast tropischer Temperaturen wird gesungen und gesteppt, Zoten und Anekdoten wechseln sich ab mit wunderbarem Liedgut, das nicht zuletzt durch seine Reimkunst besticht: „Ich steh´ mit Ruth gut” oder „Mein Gorilla hat 'ne Villa im Zoo” kommen beim Publikum genauso gut an wie die Klassiker von Duke Ellington, Ella Fitzgerald und Mae West.
Nach zweieinhalb Stunden hat Robert Kreis sein Ziel erreicht: „Ich liefere seit 30 Jahren den Beweis, dass nicht nur Erfolg hat, was unterhalb der Gürtellinie stattfindet. Meine Show ist frivol, erotisch – aber nie ordinär.” Deshalb, sagt er später im MM-Gespräch, werde man ihn auch nie bei RTL sehen: „Es ist heute ein weitverbreiteter Fehler, sein Publikum zu unterschätzen.”
Das hat Robert Kreis nie getan, sein Publikum hat er in jungen Jahren kennenund schätzengelernt. Schon seine Biographie ist bühnenreif: 1949 auf Java (damals holländische Kolonie) geboren, fiel bereits die Familie kreativ aus dem Rahmen: Seine Großmutter war Jazzpianistin und leitete eine 18köpfige Damenkapelle, die auf den Luxuslinern zwischen Japan, China und Indonesien tourte. Von ihr erbte Klein-Robby nicht nur die Liebe zum Meer, sondern auch zum Pianoforte.
Mit gerade mal 16 Jahren stach er für drei Jahre als Stewart und „Bellboy” in See: „Ich brachte das Frühstück in die Honeymoon-Kabinen.” Da er schon damals Klavier spielte, setzte man den hübschen Jungen – sehr zum Entzücken besonders der weiblichen Passagiere – abends im Dinner-Jacket hinter den großen Flügel: „In der Zeit begann ich zu lernen, worauf es bei der Unterhaltung ankommt.”
Den Rest lernt Robert Kreis anschließend beim dreijährigen Studium an der Schule für Bühnenbildung in Den Haag: Gesang, Pantomime, Schauspiel, Stepptanz, Ballett. Schon früh entdeckt er die „künstlerischen Juwelen der 20er Jahre” und stellt sie ins Zentrum seines Repertoires. Denn: „Es gibt keine modernere Zeit,” findet er. „Alle Themen von heute – Arbeitslosigkeit, Singles, Klonen, gleichgeschlechtliche Liebe – waren damals schon aktuell.”
„Wenn ich in der ersten Reihe sehe, wie er ihre Hand nimmt, und sie ihn strahlend anschaut, oder ein Punk mit einer alten Damen ins Gespräch kommt, bin ich happy.” In Mallorca hat er sich bereits „heftig verliebt”, und auf die weitere „künstlerische Integration” hier freut er sich. Der erste Schritt dazu ist getan, der nächste Auftritt in Planung. Entklemmen Sie sich schon mal.
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