MM-Leser Christian Schmitz hat sich über einen Autovermieter
geärgert, weil er bei der Übernahme des Wagens am Flughafen einen
vollen Tank bezahlen musste, „zu einem überhöhten Preis”, wie er
moniert. Dass er das Auto mit leerem Tank zurückgeben soll, „ist
auch nicht realistisch”. Er fragt: „Kann dies statthaft sein?”
Über die Methode mit dem vollen Tank mag man geteilter Meinung
sein, statthaft ist sie auf jeden Fall. Schließlich weist der
Vermittler Car del Mar in den Geschäftsbedingungen bei Vermietungen
mit Partner Europa-Rent-a-Car auf seiner Website ausdrücklich auf
diesen Sachverhalt hin. Der Kunde ist nur dann überrascht, wenn er
sich den Klick auf die Geschäftsbedingungen spart – was freilich
oft vorkommt.
So wie Schmitz sehen sich viele Urlauber beim Mieten eines
fahrbaren Untersatzes in den Ferien mit Kosten konfrontiert, die
sie nicht eingeplant hatten. Aus Unwissenheit, aus Unüberlegtheit
oder weil sie nicht vorgebaut haben. Nicht immer beschränkt sich
der Ärger auf eine zweistellige Euro-Summe, im schlimmsten Fall
können die zusätzlichen Aufwendungen sogar in die Millionen
gehen.
Nämlich dann, wenn man als Fahrer eines Mietwagens einen Unfall
verursacht, bei dem schwere Personenschäden entstehen. Schnell
kommen durch die Versorgung von Verletzten, etwaige Pensions– und
Entschädigungsansprüche sowie das Schmerzensgeld Kosten zusammen,
die von der spanischen Haftpflichtversicherung nicht mehr abgedeckt
werden.
Um diese Risiken auszuschließen, empfiehlt der ADAC, eine
sogenannte Mallorca-Police abzuschließen. Für lediglich 17 Euro
Prämie können bei dem Automobilclub auch Nichtmitglieder die
Haftpflichtsumme bei Personen– und Sachschäden im Falle eines
Unfalls mit dem Mietwagen auf 10 Millionen Euro erhöhen. Wem die
Laufzeit von einem Monat nicht genügt oder die Gültigkeit auf
Europa außerhalb der EU erweitern will, kann für drei Monate bis zu
36'50 Euro ausgeben.
Ruhigen Gewissens fährt man mit einer Vollkasko-Versicherung.
Schließlich ist alles versichert, auch Schäden am eigenen Fahrzeug.
Doch sollte man genau hingucken, was wirklich versichert ist.
Häufig sind Reifen, Innenausstattung, Glas, Dach oder Unterboden
von der Kasko ausgenommen. Bekommt man etwa einen Platten, muss man
den neuen Reifen selber zahlen. Auch bei Einbruch gehen die neuen
Scheiben auf eigene Rechnung.
So oder so sollte man sich an die Mietbedingungen halten. In
denen steht unter anderem, dass man mit dem Wagen nicht auf
unbefestigten Straßen fahren darf. Das gilt, etwa bei TUI-Cars,
auch wenn man einen Jeep Wrangler mietet. Wer Ölwannen oder den
Unterboden bei einer Off-Road-Tour aufreißt, muss sich schon gut
überlegen, wie er das erklärt.
Auch die günstigste Vollkasko-Versicherung hat wenig Sinn, wenn
die Selbstbeteiligung bei 1000 Euro liegt. Man sollte also darauf
achten, bis zu welcher Summe man sich selbst an etwaigen Schäden
beteiligen muss.
Unvorhergesehene Ausgaben kommen immer dann auf einen zu, wenn
man Sonderwünsche hat. Oft kostet ein zusätzlicher Fahrer einige
Euro am Tag extra; für Kindersitze, Dachgepäckträger, Übernahme am
Airport kommen weitere Gebühren hinzu. Besonders teuer ist es, den
Wagen nicht an der Station abzugeben, wo man ihn übernommen
hatte.
Entscheidend ist also nicht der Preis, mit dem ein Autovermieter
wirbt. Der ist oft nämlich nur scheinbar günstig. Entscheidend ist
die Summe, die unter dem Strich herauskommt. Nachrechnen lohnt sich
also auf jeden Fall.
Bei den vielen Punkten, die man beachten muss, bietet es sich
für einen Urlauber an, den Wagen bereits von zu Hause aus zu
buchen. Das empfehlen Verbraucherschützer, der ADAC und der
Deutsche Reisebüro Verband. Einmal im Lande, muss man sich mit den
lokalen Anbietern, und seien sie von einer internationalen Kette,
häufig in der Landessprache unterhalten, was automatisch zu
Verständigungsproblemen führt.
Allerdings sollte man wissen, dass der Vertragspartner immer der
Anbieter im Urlaubsland ist, im Zweifelsfall ist der Gerichtsstand
in dem Land, in dem dieses Unternehmen ansässig ist. Das gilt auch,
wenn man bei international bekannten Marken bucht. Die Verträge
sind üblicherweise ebenfalls in der Landessprache abgefasst, ein
Grund mehr, die Buchung bereits in der Heimat vorzunehmen, damit
man wenigstens die Buchungsinformationen in der eigenen Sprache
erhält.
Wer sich erst mitten im Urlaub für einen Mietwagen entscheidet,
sollte vorzugsweise zu einem bekannten Unternehmen gehen. Dort sind
die Chancen auf deutschsprachiges Personal, neuwertige Fahrzeuge
und seriöse Abwicklung am größten. Nicht, das kleine, lokale
Anbieter grundsätzlich schlecht wären. Aber wie will man als
Ausländer die schwarzen Schafe erkennen?
Wer die Prozedur der Buchung erfolgreich hinter sich gebracht
hat, darf die Vorsicht noch lange nicht fahren lassen. Die nächste
Falle wartet bei der Übernahme des Wagens. Überprüfen Sie das
Fahrzeug unbedingt auf etwaige Schäden, jede Delle und jeder
Kratzer sollten in einem Protokoll (ist üblicherweise Teil des
Mietvertrages) vermerkt werden. Sonst könnte es passieren, dass der
Vermieter davon ausgeht, dass Sie den Schaden verursacht haben, und
stellt ihn Ihnen in Rechnung.
Checken Sie auch, ob die Reifen noch ausreichend Profil haben.
Und sind überhaupt auf jeder Achse zwei gleiche Reifen montiert?
Oftmals kommt bei einer Panne nur ein neuer Reifen an den Wagen,
nicht selten hört man von Mietautos, die mit vier verschiedenen
Gummis bereift sind.
Nach dem Einsteigen sollte man sich mit der Bedienung des
Fahrzeuges vertraut machen. Wo ist der Blinker? Wie gehen das Licht
oder der Scheibenwischer an? Wer sich damit erst während der Fahrt
beschäftigt, ist zwangsläufig unaufmerksam. Nach dem Anlassen
sollte der erste Blick auf die Tankuhr fallen: Zeigt sie den Stand
an, den man erwartet?
Wenn man nach hoffentlich unfall– und pannenfreien Tagen den
Mietwagen zurückbringt, sollte man wiederum darauf achten, dass der
Tank korrekt gefüllt ist. Muss der Vermieter nachtanken, stellt er
oft weit mehr als den ortsüblichen Preis in Rechnung.
Wer zuvor einen vollen Tank gekauft hat, wird – wie Leser
Christian Schmitz – vergeblich versuchen, mit leergefahrenem Tank
wieder zur Übergabe zu erscheinen. Darüber braucht man sich jetzt
auch nicht mehr zu ärgern. Besser: Vorher alles richtig machen und
das wirklich günstigste Angebot auswählen.
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