Die Balearenbürger sind reich. Sie verzeichnen spanienweit den
höchsten Zuwachs bei den Familieneinkommen. Die Balearenbürger sind
arm. Wollen sie eine gebrauchte Wohnung kaufen, müssen sie dafür
zehn Jahresgehälter aufwenden – drei mehr als auf dem Festland.
Reichtum ist eine relative Größe, und das Familieneinkommen,
also das Geld, das den Haushalten nach Abzug von Steuern und
Sozialabgaben zum Leben bleibt, ist ungeachtet aller statistischen
Mittelwerte ungleich verteilt.
Auf Mallorca konzentriert sich die Masse der Betuchten auf
Andratx und Calvià. Beide Kommunen gelangen so unter die 52
reichsten Gemeinden Spaniens. Der konstatierte Reichtum hängt mit
den höheren Einkünften ausländischer Residenten zusammen, ist also
zum Teil das Ergebnis von Zuwanderung. Zu den reichen Ausländern
kommen gutverdienende und teils nicht weniger vermögende spanische
Familien hinzu. Denn wer sich nicht in Palmas Stadtteil Son Vida
oder Valldemossa niederlässt, bevorzugt in der Regel den Südwesten,
sprich Calvià und Andratx.
Jene Immigranten, die aus Afrika, dem ehemaligen Ostblock oder
Lateinamerika auf die Insel kommen – einzig mit ihrer Arbeitskraft
im Gepäck – haben es ungleich schwerer. Rein rechnerisch muss ein
Durchschnittsverdiener mehr als zehn Jahre jeden verdienten Euro
zurücklegen, um sich eine mittelmäßige Wohnung leisten zu können.
Das gilt auch für Insulaner, die von ihrer alteingesessenen Familie
nicht mit Immobilienbesitz bedacht worden sind. Die Folge ist klar:
Viele Haushalte sind mit Hypotheken hoch verschuldet, haben
Schwierigkeiten, mit dem Gehalt bis zum Monatsende auszukommen.
Die Nachfrage nach Immobilien ist ungebrochen. Wer seine vor
Jahren erworbene Wohnung jetzt verkauft, kann sich enormer
Wertzuwächse erfreuen. Will er mit dem Geld etwas anderes kaufen,
stellt er fest: Auch der Preis für das neue Objekt ist ganz schön
happig. Den Reibach macht nur, wer hier verkauft und nach
Extremadura, England oder Schleswig-Holstein zurückkehrt. Aber wer
will das schon?
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