Mann, war das gut!” So lautet kurz und knapp Uwe Ochsenknechts Fazit nach drei Stunden Konzert unter freiem Himmel. „Und es kommt nicht so oft vor, dass er zufrieden ist”, betont Keyboarder Simon Nicholls (28), der am Mittwochabend zusammen mit dem Schauspieler und Musiker in Ca's Concos melodischen Poprock vom Feinsten präsentierte.
Zustande kam der Gig ganz spontan bei einer „guten Flasche Wein”, wie Rainer Fichel, Inhaber des Restaurants „Viena” in Ca's Concos, erzählt. Uwe Ochsenknechts Haus, das er vor vier Jahren hier gekauft hat, steht gerade mal 500 Meter von seinem entfernt, und inzwischen sind die beiden gute Freunde geworden. Vor kurzem hat Kunstfreund und -sammler Fichel ein weiteres Gebäude angemietet, „das 40 Jahre leer stand und auf das ich schon lange ein Auge geworfen hatte, um mehr Raum für spontane künstlerische Events zu haben”. Uwe Ochsenknecht: „Als Rainer mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, bei der Eröffnung ein bisschen Musik zu machen, haben wir auf die Schnelle ein paar Songs zusammengestellt.”
Eigentlich ist der vielbeschäftigte Schauspieler in sein Domizil nach Ca's Concos gekommen, um mit Keyboarder Simon Nicholls (einer der Musiker seiner Band) Songs für sein nächstes, fünftes Album zu schreiben. „Seit ich 1979 das erste Mal auf Ibiza war, hat mich das mediterrane Flair angezogen”, sagt Uwe Ochsenknecht. „Ich bin so oft wie möglich hier.” An Mallorca schätzt der 49jährige neben der landschaftlichen Vielfalt das kulturelle Angebot sowie die Großstadt Palma. Und: „Die Leute sind relaxter hier.”
Auch er selbst scheint schon richtig in der Ca's Concos-Gemeinde aufgenommen zu sein. Man kennt sich, duzt sich. Hier ein Plausch mit einem Gast, dort ein hingeworfener Scherz. Als das Konzert gegen 21 Uhr beginnt, haben sich rund hundert Zuhörer eingefunden. Vor die kleine, angeleuchtete Bühne hat man einfach ein paar Stühle mitten ins Feld gestellt. Improvisation, die funktioniert: Die Sonne ist gerade untergegangen, das Abendlicht mild rosé, und von der Bühne aus hat Uwe Ochsenknecht offenbar einen hervorragenden Blick auf das Dorf: „Ist das nicht schön hier?” fragt er ins Mikrofon. „Unser Ca's Concos. Guckt mal, wie hübsch unser Kirchlein beleuchtet ist!” Alle Zuschauerköpfe drehen sich kurz um, dann geht's vorne auf der Bühne weiter: Hier spielt die Musik.
Uwe Ochsenknecht hat, wie er sagt, „romantische Lieder zusammengestellt, die zur Stimmung hier passen”. Mit einer Stimme, die zuweilen ein bisschen an Sting erinnert, präsentiert er vor allem Klassiker aus den 70er und 80er Jahren oder noch früher: „Eye in the Sky” von Alan Parson Project, „Breakfast in America” von Supertramp oder „The first cut is the deepest” von Cat Stevens. „Gute Songs sollte man immer mal wieder rausholen, bevor sie schlecht gecovert werden”, findet Uwe Ochsenknecht.
Die Musik, sagt er später im MM-Gespräch, sei für ihn so wichtig wie die Schauspielerei: „Nur komme ich durch das Drehen nicht so oft dazu.” Der 1956 in Biblis geborene und in Mannheim aufgewachsene Sohn eines Feinmechanikers und einer Hausfrau, der kurz vorm Abi von der Penne fliegt, weil ihn das Theater mehr interessiert als der „Lehrkörper”, und im Anschluss gleich die Aufnahmeprüfung an der Bochumer Schauspielschule besteht, ist eben ein gefragter Darsteller. Seinen Durchbruch erlebt er 1981 in Wolfgang Petersens Film „Das Boot” und Doris Dörries Erfolgskomödie „Männer” (1985), danach spielt er so unterschiedliche Rollen wie in „Schtonk” (1992), „Kaspar Hauser (1993) oder Papst Leo X. in „Luther”.
Zahlreiche Preise heimste Uwe Ochsenknecht ein, für seine Rolle im Dietl-Film „Vom Suchen und Finden der Liebe” war er gerade wieder für den Deutschen Filmpreis 2005 nominiert. Trotzdem: Wäre ihm nicht der Film „dazwischen gekommen”, hätte er sein musikalisches Debut nicht erst 1992 veröffentlicht.
Inzwischen ist es dunkel geworden in Ca's Concos. Unter klarem Sternenhimmel interpretiert Uwe Ochsenknecht seine Songs immer freier, immer mutiger: Er hat den „Groove” gefunden. Bei „Angel” von Robbie Williams werden Feuerzeuge geschwenkt. Dabei, bekennt Uwe Ochsenknecht, „kannte ich bisher nur den Refrain, nie die Strophen.” Und fügt hinzu: „Gut, dass wir keinen Eintritt genommen haben.” Einfach gut, der Mann.
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