Die Gemeinde Calvià will vor ihrer Küste ein 136 Meter langes
Kriegsschiff versenken, um den Tauchtourismus in seinen Küstenorten
anzukurbeln. Bürgermeister Carlos Delgado (PP) bemüht sich seit
Februar beim spanischen Verteidigungsministerium um die kostenlose
Überlassung der „Baleares”, die vor einem Jahr aus dem Dienst
genommen wurde und in Galicien auf die Verschrottung wartet.
Die letzte Schlacht um die Zukunft der Fregatte ist allerdings
noch nicht geschlagen: Man sei noch dabei, die legalen,
wirtschaftlichen, technischen und umweltrelevanten Fragen zu
untersuchen, ließ Delgado in einer Pressemitteilung
veröffentlichen. „Ultima Hora” hatte am Sonntag berichtet, dass
Calvià eine Million Euro für Transport und Säuberung des Schiffs
ausgeben will. Delgado betont den umweltverträglichen Charakter des
Vorhabens: Das künstliche Riff könne die beiden kürzlich
ausgewiesenen Meeresschutzgebiete in Calvià bereichern, weil es die
Vermehrung des Fischbestands fördere. Die internationale
Meeresschutzorganisation Oceanea unterstütze die Initiative.
Umweltschützer vor Ort haben Bedenken angemeldet: Als „Barbarei”
bezeichnete Toni Muñoz vom balearischen Naturschutzbund GOB den
Plan, 4000 Tonnen Stahl auf dem Meeresgrund abzuladen. Es würde
mehr Sinn machen, das Material zu recyceln. „Wenn jemand auf die
Idee käme, ein ähnliches Projekt im Tramuntanagebirge
durchzuführen, dann würde alle Welt dagegen Sturm laufen. Aber wenn
es um Meeresschutzgebiete geht, sind die Leute nicht so
sensibilisiert.” Grundsätzlich sei der GOB nicht gegen den
Tauchtourismus, betont Toni Muñoz. Aber um das Balearengewässer für
Taucher interessanter zu machen, gebe es auch andere Mittel: die
Ausweisung von mehr Schutzgebieten, schärfere Kontrollen der
Fischer und ein Verbot der Harpunenjagd, die ein großes Problem
darstelle. Im Meeresnationalpark Cabrera sehe man, wie gut dieses
Konzept funktioniere und wie ein vernünftig geregelter Tauchbetrieb
aussehen kann.
Der Präsident des Vereins der Tauchzentren auf Mallorca, Luis
Comenge, der selbst in Santa Ponça einen Tauchbetrieb leitet, ist
von der Idee des Riesen-Wracks begeistert: „Es könnte Mallorca zum
Image eines Taucherparadieses verhelfen.” Alle, nicht nur die in
Calvià ansässigen Tauchbasen, würden davon profitieren, sagt er. In
ganz Spanien gebe es bislang kein vergleichbares Projekt. „Die
Baleares hätte Modellcharakter, weshalb das Vorhaben besonders gut
vorbereitet wird.” Er sei von der Gemeinde um Unterstützung gebeten
worden, um ein passendes Gelände für das spektakuläre
Taucher-Highlight zu finden.
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