Lois Renner führt den Betrachter in die Irre. Sind es gemalte
Bilder, die er präsentiert, ist es fotografierte Malerei? Es ist
beides. Der Künstler, und das ist auf den ersten Blick klar, will
die verschiedenen Künste verbinden, unter einen Hut bringen.
Auf den zweiten Blick verwischen sich die Schnittstellen, er
jongliert gekonnt zwischen Fotografie und Malerei, zwischen
Realität und Illusion. Er konstruiert Räume, die wie Innenwelten
sind, verwirrt durch vermeintlich unangemessene Proportionen.
Zunächst ist das sichtbare Abbild eindeutig: ein Atelier, in dem
ein Mensch arbeitet. Doch dann stellt der Betrachter fest, dass
etwas nicht stimmen kann. Auch wenn die Arbeit zunächst so
komponiert ist, wie wir es von der Malerei gewohnt sind. Die
Größenverhältnisse, die unser Auge gewohnt ist, passen nicht. Da
ist ein Werkzeug überdimensional groß im Verhältnis zum Stuhl, der
daneben steht, ein Farbfleck wird gigantisch, auf einem
Arbeitstisch ist ein riesiger Schuh. Tatsächlich ist das gezeigte
Atelier des Künstlers nicht das Ateliers des Künstlers, sondern ein
nachgebautes Modell des Arbeitsraumes, ein Atelier im Atelier.
Alles im Kleinformat, sozusagen als Skulptur.
Lois Renner ist gerne im Atelier, auch wenn er es als
„gefährlichen Elfenbeinturm” bezeichnet: „Das Atelier – meines oder
das anderer – rechtfertigt das Halbfertige, das, was im Werden und
Wachsen ist.” Im Nachbau en miniature vereinigt er die Gegenstände,
die einerseits dorthin gehören wie Tisch, Stuhl, Farbgebinde, aber
auch Dinge, die ihm selbst lieb und teuer geworden sind, wie etwa
ein Schlagzeug, das in seinen Arbeiten immer wieder auftaucht: „Das
kann man immer wieder neu aufbauen, das glitzert und glänzt.”
Manchmal fügt er in das Modell auch eigene Bilder ein, die, wenn er
zum Schluss das Ganze fotografiert, in der rauhen Textur der
Leinwand einen abrupten Gegensatz bilden zu dem
Print–Gesamtkunstwerk, das er hinter völlig glattem Plexiglas
präsentiert. Er selbst spricht in diesem Zusammenhang von einem
„Opfer an die Ästhetik” und sagt: „Wir leben in einer kalten
Welt.”
Lois Renner ist heute einer der bekanntesten Künstler in der
europäischen Gegenwartskunst. 1961 in Salzburg geboren, studierte
er in den 80er Jahren an der Hochschule Mozarteum in Salzburg sowie
an der Rheinischen Kunstakademie in Düsseldorf bei Gerhard Richter.
Seit 2002 ist er Professor für Künstlerische Fotografie an der
Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Trotz seiner
internationalen Anerkennung sind seine Arbeiten mit der Ausstellung
in der Galerie Kewenig in Palma zum ersten Mal in Spanien zu
sehen.
Arbeiten von Lois Renner in der Galerie Kewenig, Palma, Carrer
Forn de la Glória 9b. Geöffnet bis zum 25. Juni von Montag bis
Freitag von 11 bis 14 und von 16.30 bis 20 Uhr, Samstag nur am
Vormittag.
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