Die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten des isländischen
Künstlers Erró – Pseudonym für Gundmundur Gundmundson, geboren in
Olafsvik 1932 – im Museum Es Baluard war ein gesellschaftliches
Ereignis. Alle Inselhonoratioren waren anwesend. Und das Museum
hatte gleich zweimal Grund zu feiern. Zum ersten ist Erró einer der
renommiertesten zeitgenössischen Künstler, zum zweiten zeigte er
sich großzügig und übergab dem Museum zehn seiner Arbeiten: zwei
Bilder, zwei Keramiken, zwei Collagen und vier Aquarelle.
Erró studierte an der Universität von Reykjavik, später in
Norwegen, Italien und Frankreich. Um 1958 begann er sich mit dem
Surrealismus zu beschäftigen, befreundete sich mit Robert Matta. Im
Jahre 1963, auf einer Reise nach New York, traf er auf die Pop-Art,
lernte Robert Rauschenberg und Roy Liechtenstein kennen. Seitdem
gilt er als einer der wichtigsten Vertreter der „erzählenden
Figuration”. Die jetzt in Es Baluard gezeigten Arbeiten – 51 Bilder
und 15 Collagen – datieren aus den Jahren 1958 bis heute.
In diesem Sinn gab es 1965 und 1967 die ersten wichtigen
Ausstellungen in Paris, im Jahre 1975 wurde Erró zum ersten Mal zur
Teilnahme an der Biennale in Venedig eingeladen. Nun folgten
weltweite Ausstellungen. Und es folgten Reisen zwischen New York,
Europa und Bangkok. Seit 1958 lebt Erró in Paris und auf der
kleinen Baleareninsel Formentera, wo er alljährlich den Sommer
verbringt.
Nur in Spanien, so Museumsdirektorin und Ausstellungskuratorin
Marie-Claire Uberquoi bei der Vernissage, ist Erró weitgehend
unbekannt. „Es ist ein geradezu tollkühnes Unterfangen, eine
Retrospektive seiner Werke zusammenzustellen”, sagte der
Kunstkritiker Jean-Louis Pradel. „Immerhin stehen etwa 10.000
Arbeiten zur Verfügung.”
Erró holt sich Inspiration aus Werbung, Fotografie, Comic,
Propaganda, Wissenschaft und Erotik. Er verarbeitet, so Jean-Louis
Pradel, die „gesamte Kunstgeschichte”. Zu finden sind Anregungen
aus den Werken der alten europäischen Meister, der fernöstlichen
Kunst, von orientalischen Genrebildern. Der Betrachter findet
wohlbekannte Figuren aus den Comics wieder.
Erró zieht gegen Massen-Medien und Pictogramme zu Felde, indem
er ihre Banalität in seine Arbeiten einbaut. So löckt er immer
wieder gegen den Stachel der Konvention, ist ein immerwährender
Rebell, ein hochpolitischer, anklagender Künstler, der sich gegen
den Vietnam-Krieg ebenso einsetzte wie gegen die amerikanische
Besatzung im Irak.
„God Bless Bagdad” heißt eines der Bilder, das er dem Museum Es
Baluard überließ. Es ist ein Stück Zeitgeschichte.
Erró im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Es Baluard,
Palma, Plaça Porta Santa Catalina. Geöffnet bis 3. Juli von
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr.
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