Ob auf dem Flughafen in Vigo die Kofferträger streiken oder
nicht, ist den allermeisten deutschen Urlaubern völlig egal. Doch
wenn die Kofferträger auf dem Flughafen Palma de Mallorca die
Arbeit niederlegen, wird das zu einem Problem mit europäischen
Dimensionen.
Der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband DRV
jedenfalls ist entsetzt, dass die Mitarbeiter der spanischen
Handling-Agenturen für Freitag, 29. April, und Mittwoch, 4. Mai,
zum Streik aufgerufen haben. „Das ist eine angekündigte
Katastrophe”, sagt Sprecher und Geschäftsführer Tobias Jüngert.
In Son Sant Joan werden an den beiden fraglichen Tagen insgesamt
100.000 Passagiere auf 1000 Flügen erwartet. Wie schnell der
Betrieb auf dem für die Insel einzig nennenswerten internationalen
Verkehrsweg zusammenbricht, hat sich zuletzt beim Streik der Fahrer
der Touristenbusse im Jahr 2001 gezeigt.
Selbst wenn die spanische Regierung einen Minimalbetrieb
anordnet, der auch bei 100 Prozent liegen könnte, wird es Probleme
geben, wenn Streikposten den Zugang zu den Arbeitsplätzen
blockieren.
In „normalen” Tarifkonflikten geht es den Angestellten um mehr
Geld. Da in Spanien selten etwas weit im voraus erledigt wird,
gehen auch die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und
Unternehmern oftmals bis zum Vortag eines geplanten Streiks. Fast
immer werden deshalb die geplanten Streiks nicht durchgeführt; dass
sie angekündigt werden, liegt an der gesetzlichen Pflicht, dies zu
tun.
Im Falle der Handling-Mitarbeiter sieht das Problem aber anders
aus. Denn die Arbeitnehmer fordern von Flughafenbetreiber Aena ein
Rahmenabkommen, das ihre Jobs garantiert. Sie haben Angst, dass bei
den Ausschreibungen neue Unternehmen den Zuschlag erhalten und sie
ihre Stellen verlieren.
„Darüber braucht man eigentlich gar nicht zu diskutieren”, so
Jüngert vom DRV, „schließlich handelt es sich bei der
Liberalisierung der Bodendienste um die nationale Umsetzung einer
EU-Direktive.” Sollten die Forderungen der Arbeitnehmer erfüllt
werden, hätte die Liberalisierung keinen Sinn mehr, weil alles beim
alten bliebe.
Weil auch Flughafenbetreiber Aena das weiß, ist eine Lösung des
Konflikts nicht absehbar. In der balearischen Regierung sieht man
denn auch schwarz: „Es wird wohl zu einem Streik kommen.” Es sei
denn, die sprichwörtlich „gute Stimmung” des spanischen
Ministerpräsidenten José Luis Zapatero reicht aus, um die
Gewerkschaften davon zu überzeugen, den Konflikt nicht auf dem
Rücken der Reisenden auszutragen.
Auf Mallorca sind sich die Politiker über die Auswirkungen
völlig im klaren: „Im Ausland werden sich die Medien alle auf
Mallorca konzentrieren, kaum einer denkt daran, dass das ein
landesweiter Konflikt ist.” Selbst wenn die tatsächlichen
Beeinträchtigungen an den geplanten Streiktagen im Rahmen bleiben
sollten, der Image-Schaden wird auf jeden Fall beträchtlich
sein.
Für Mallorca. Denn Vigo ist den Deutschen völlig egal.
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