"Zur Fotografie gibt es nichts zu sagen, man muss hinsehen”, war
einer seiner Lieblingssätze, wenn es galt, sich vor Interviews und
Pressekonferenzen zu drücken. Und davon gab es viele im Leben von
Henri Cartier-Bresson. Der Altmeister der modernen Fotografie und
Pionier des internationalen Bildjournalismus, der schon zu
Lebzeiten als Legende galt, gab sich stets wortkarg.
Und obwohl der Franzose mit seiner kleinen Leica über Jahrzehnte
das große Weltgeschehen und die kleinen Alltagswelten
fotografierte, hielt er auch nicht viel davon, selbst abgelichtet
zu werden. Henri Cartier-Bresson war ausgespochen fotoscheu.
Dafür verstand er es wie kein anderer, den entscheidenden
Augenblick einzufangen. Mit traumwandlerischer Sicherheit zückte er
unauffällig die Kamera, zielte, löste geräuschlos aus und
verdrückte sich wieder. Keine Ausschnitte, ausschließlich
Standardbrennweiten. So, wie er das Bild aufnahm, wurde es auch
vergrößert. Cartier-Bresson hatte die Fähigkeit, den Moment zu
treffen, dem nichts mehr hinzuzufügen war. Henri Cartier-Breson
starb am 3. August 2004 bei Marseille, wenige Tage vor seinem 96.
Geburtstag.
Bis zum 29. Mai werden im Casal Solleric in Palma rund 120 Fotos
von ihm ausgestellt. Darunter auch zahlreiche Klassiker.
Für Cartier-Bresson bestand die Welt aus Menschen und deren
Umfeld. Menschen in komischen Situationen, in Armut, Reichtum, in
Leid und Freude.
Börsianer teilen sich die Ausstellungswände mit Kindern, die, wie
Orgelpfeifen aufgereiht, den Überlebenskampf im Madrid der 30er
Jahre symbolisieren. Ein Galaabend der High Society wird von nicht
minder lebensfrohen Huren aus Alicante kontrastiert.
„El Pont d'Europ” aus dem Jahr 1932 ging um die Welt, owohl es
keinen Nachrichtenwert hat. Die Komposition eines springenden
Mannes, dessen Umriss sich in einer gewaltigen Pfütze spiegelt, in
die er einen Sekundenbruchteil später treten wird, ist schlicht
genial.
Drei Männer blicken 1962, auf einem Verteilerkasten stehend,
über die frisch gebaute Berliner Mauer. In einer Züricher
Straßenbahn transportiert 1966 jemand ein Grabkreuz, ein Hamburger
Metallarbeiter schläft eingerahmt von Schraubstöcken auf seiner
Werkbank. Campingurlauber bringen den Betrachter zum
Schmunzeln.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und somit gibt
es über Henri Cartier-Bresson auch nicht mehr zu sagen. Außer:
hinsehen!j
Henri Cartier-Bresson: Bis 29. Mai im Casal Solleric, Palma.
Dienstag bis Samstag 10 bis 14 und 17 bis 21 Uhr, Sonntag 10 bis
13.30 Uhr.
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