Das verschlafene Herrenhaus Raixa wird möglicherweise demnächst
wachgeküsst. Der historische Landsitz bei Bunyola, den die deutsche
Designerin Jil Sander kaufen wollte und der ihr vom
mallorquinischen Inselrat und dem damaligen spanischen
Umweltminister Jaume Matas vor der Nase weggeschnappt worden war,
könnte ein Parador werden.
Paradores de España heißt die staatliche Hotelkette, die seit
1928 vor allem in historischen Gebäuden oder touristisch wenig
erschlossenen Gebieten in Spanien erfolgreich agiert. Insgesamt
besteht die Kette aus 91 Paradores. Bislang gibt es auf den
Balearen keinen einzigen. Zunächst waren dem Franco–Regime andere
Regionen wichtiger, dann erlebten die Inseln ihren einzigartigen
Boom. Jetzt kann auch der Archipel ein bisschen Zuwendung
gebrauchen, vor allem aber harren historische Gebäude einer
Nutzung.
Wie Paradores–Präsident Antoni Costa, selbst Ibizenker,
gegenüber MM–Schwesterzeitung „Ultima Hora” erklärte, ist das
Unternehmen an Raixa interessiert. Die ersten Gespräche hätten
bereits stattgefunden. Grundsätzlich kauft man keine Immobilien,
die Liegenschaften werden von den Eigentümern, meistens der
öffentlichen Hand, zur Verfügung gestellt. Paradores kümmert sich
dann um die nötigen Umbauten und den Betrieb von Hotel und
Gastronomie.
Da Paradores seit Jahren Gewinne erwirtschaftet – für einen
Staatsbetrieb beleibe keine Selbstverständlichkeit – möchte Costa
gerne den weißen Fleck auf der Landkarte ausmerzen. „Raixa ist
ideal, um einen Parador einzurichten”, findet er. Sollten die
Verhandlungen um Raixa nicht erfolgreich sein, würde Paradores auf
Mallorca anderswo suchen. Laut Costa will Paradores zeigen, was das
Land außer Sonne und Strand noch zu bieten hat. „Dieses Segment
überdeckt den großen Reichtum unseres Landes.” Er hält die
Quellmärkte für so „reif”, dass sie diesen Reichtum kennenlernen
möchten.
Auf Ibiza ist bereits ein Betrieb geplant, und zwar im Castillo
de Almudaina, einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in der Altstadt
D'Alt Vila, einem UNESCO- Weltkulturerbe. Das Hotel mit 70 Zimmern
soll von 2006 bis 2009 gebaut werden. In der Projektphase befindet
sich ein weiterer Parador auf Menorca, und zwar auf der Insel
Llatzaret im Hafen von Maó.
Noch einmal zurück zu Raixa: Jil Sander hatte 2002 einen
Kaufvertrag für das historische Gebäude mit seinen spektakulären
Gärten unterzeichnet. Doch da die Inselregierung per Gesetz bei
denkmalgeschützten Gebäuden ein Vorkaufsrecht hat, konnte der
Consell Insular mit Hilfe des spanischen Umweltministeriums,
geleitet vom heutigen Ministerpräsidenten Jaume Matas, der
Designerin das Anwesen für 8'4 Millionen Euro doch noch
wegschnappen. Man wolle das Inseleigentum den Mallorquinern
erhalten, hieß es populistisch. Dabei hatte Sander versprochen, die
Gärten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, außerdem wollte sie
den ehemaligen Landsitz des Kardinal Despuig nach ihrem Tod dem
Inselrat vererben. Darüber hinaus wollte sie mindestens 10'8
Millionen Euro in die Restaurierung investieren.
Eigentlich sollte in dem Gebäude der Sitz der spanischen
Nationalparks einziehen, doch dieser Plan hat sich nach dem
Regierungswechsel in Madrid zerschlagen. Jetzt passiert dort also
gar nichts, und ein Parador wäre eine gute Lösung für alle
Beteiligten.
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