Die Mallorquiner sind große Europäer. Und sie sind an Europa
kaum interessiert. Das sind die beiden Schlüsse, die sich aus dem
Referendum über die Verfassung der Europäischen Union ziehen
ließen.
Denn am vergangenen Sonntag stimmten 77'5 der Wähler für den
Verfassungsentwurf der EU. Das war fast ein Prozentpunkt mehr, als
die Spanier landesweit ihrer Zustimung zu Europa und dem Vorhaben
einer europäischen Konstitution Ausdruck gaben.
Mit Nein stimmten auf dem Archipel 16 Prozent (spanienweit:
17'2). 6'34 Prozent (6'0) enthielten sich.
Ungeachtet der hohen Zustimmung machten die Balearen landesweit
mit einer der niedrigsten Wahlbeteiligung von sich reden. Während
in ganz Spanien 42'3 Prozent der Wahlberechtigten die Wahllokale
aufsuchten, waren es auf den Inseln nur 33'3 Prozent. Einzig in den
beiden nordafrikanischen Enklaven Ceuta und Melilla fiel die
Wahlbeteiligung mit 28 und 27 Prozent noch niedriger aus.
Auf Mallorca trat bei einer Wahlbeteiligung von 33'8 Prozent nur
jeder dritte Wahlberechtigte den Urnengang an. Diejenigen, die von
ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, stimmten mit 77'96 Prozent für
den Verfassungsentwurf, 16'73 dagegen, 6'31 enthielten sich.
Die beiden großen Volksparteien, die konservative PP und die
sozialistische PSOE lobten unisono das Europa-orientierte Votum,
sprachen sich aber besorgt über den hohen Anteil der Nichtwähler
aus. Einzig die bürgerliche Unió Mallorquina feierte die Zustimmung
als großen Sieg. „Wir sind jetzt noch ein bisschen europäischer”,
frohlockte die UM-Chefin Maria Antònia Munar. Ihre Partei habe als
erste auf den Balearen dem Verfassungsentwurf volle Zustimmung
signalisiert.
Das Lager der Gegner aus Kommunisten, Grüne, PSM und ERC sah
sich durch das Wahlergebnis ebenfalls bestätigt. Es wertete die
geringe Wahlbeteiligung als Protest der Bürger gegen die
europäische Technokratie.
Der Wahlsonntag ließ nicht nur zwei von drei Wahlberechtigten
kalt. In vielen Wahllokalen klagten die Wahlhelfer über mangelnde
Heizöfen. Mancher Wahlhelfer erschien erst gar nicht.
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