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Wenn die Bewohner Mallorcas für eine (gemeinsame) Eigenschaft besonders gelobt werden können, dann für ihr ausgeprägtes Solidaritätsbewusstsein: Ob internationale Hilfsorganisationen nach Katastrophen weltweit zu Spenden aufrufen oder einheimische Clubs oder Stiftungen sich um benachteiligte Bevölkerungsgruppen auf der Insel kümmern – in der Regel halten die Menschen ihren Geldbeutel auf, immer wieder.

Mitunter wird allerdings beklagt, dass der „Arme”, der auf der Straße direkt um ein Almosen bittet, dabei ein wenig kurz kommt. Die Nachricht, dass sich seit geraumer Zeit die rumänische Mafia das „Geschäft” mit der Bettelei unter den Nagel gerissen hat dürfte daran nichts zum Guten wenden.

Den meisten Menschen wird es schwer fallen, die echten Armen von den falschen Bettlern zu unterscheiden. Ein Dilemma: Einerseits will man den Verbrechern, die mit der Mitleidstour bereits Millionen ergaunert haben, nicht noch mehr Geld in die Hände spielen. Andererseits will man die tatsächlich Notleidenden nicht ganz im Regen stehen lassen.

Natürlich gibt es behördliche und kirchliche Institutionen, die für Bedürftige sorgen. Und natürlich nervt es, dass die Autoeinweiser und die Scheibenputzer an den Kreuzungen immer mehr werden. Aber: Wer sich dazu durchringt, die Hand aufzuhalten, muss schon reichlich verzweifelt sein und wird sich in vielen Fällen nicht anders zu helfen wissen.

Wenn Bettler ein moralisches Recht haben, um Hilfe zu bitten, so geht dieses Recht allerdings nicht über das des normalen Bürgers, unbehelligt seiner Wege zu gehen. Wo Bettelei zur Nötigung oder sogar zur latenten Drohung auswächst, hört mein Verständnis auf.

Da Betteln nicht strafbar ist, tut sich die Polizei oft schwer, in solchen Fällen einzugreifen; die Grenzen sind fließend. Um so besser, dass sie im Fall der Mafia-Bettler auf Zack zu sein scheint. Vorsicht ist immer noch angeraten, aber sicher sollten wir nicht hinter jedem Bettler einen Kriminellen befürchten. Letztlich wird man sich bei der Frage ,Geben oder nicht geben?' auf den Bauch verlassen müssen.