Wie viel ist ein Werbeauftritt bei der beliebtesten Sendung des
deutschen Fernsehens wert? Eine Frage, die mallorquinische
Politiker nicht sonderlich zu interessieren scheint. Denn die
Chance, „Wetten, dass..?” in diesem Jahr wieder von der Insel zu
übertragen, ist ungenutzt verstrichen. Am Pfingstsonntag, 15. Mai,
sendet das ZDF stattdessen aus dem antiken Theater von Aspendos,
Türkei.
Wie aus dem Umfeld des ZDF zu erfahren war, hatte der Sender
direkt nach dem Regenspektakel im vorigen Jahr auf der Berliner
Waldbühne eine wettersichere Location gefordert. Was lag näher, als
wieder nach Mallorca zu gehen? Schließlich war die Sendung vom 17.
Juli 1999 aus der Stierkampfarena in Palma ein Riesenerfolg.
11'49 Millionen Zuschauer saßen vor dem Fernseher, laut ZDF ein
„sagenhafter Marktanteil von 54'6 Prozent” – und das im
Urlaubsmonat Juli. Und zum ersten Mal in der langen Geschichte der
Show musste in der 117. Sendung erstmals ein Künstler eine Zugabe
geben – die 6000 Besucher waren von Lou Bega und seinem „Mambo
No.5” restlos begeistert.
Das ZDF wollte dieses Jahr wieder umfangreich auf die
Mallorca-Show hinweisen, es wären reichlich Sendeminuten im Vorfeld
garantiert gewesen. Es wurde sogar darüber gesprochen, dass Thomas
Gottschalk auf der Berliner Reisemesse ITB auf dem Balearen-Stand
einen Auftritt absolviert.
Doch auf Mallorca weiß offensichtlich kein Offizieller um die
Bedeutung und den Werbeeffekt von „Wetten, dass..?” und des
Moderators.
Obwohl das ZDF von seinem möglichen Partner lediglich die
Bereitstellung der Arena für etwa 14 Tage forderte, hieß es dem
Vernehmen nach aus dem balearischen Tourismusministerium, dass man
dafür kein Budget habe, die Vorgängerregierung habe nur Schulden
hinterlassen. Die Stadt Palma unternahm einige Versuche, die
Veranstaltung am Parc de la Mar durchzuführen, was aber nicht
zuletzt wegen der Großbaustelle nicht praktikabel war. Auch die
Staatskanzlei von Ministerpräsident Matas schaltete sich ein,
letztlich aber zu spät.
Das Problem, so hieß es, waren die hohen Kosten. Dabei muss man
für die Arena pro Tag 6000 Euro für eine Veranstaltung zahlen, für
Auf– und Abbau gelten günstigere Tarife. Im schlimmsten Fall hätten
sich die notwendigen Ausgaben auf maximal 90.000 Euro summiert.
Alle anderen Leistungen hätten weitere Partner erbracht. Für den
Transport von etwa 350 Mitarbeitern und Stargästen hätte eine
deutsche Airline gesorgt, die Unterkünfte hätte eine große
mallorquinische Hotelkette zur Verfügung gestellt.
Trotz aller Entscheidungsschwäche war Mallorca bis Oktober
einziger Kandidat. Dann trat die Konkurrenz auf den Plan.
Norditalien, Istrien – keiner hatte Geldprobleme. Das ZDF entschied
sich letztlich für die Türkei – ein attraktives Ziel, die Behörden
stehen voll hinter dem Projekt, und es sind viele deutsche Urlauber
vor Ort. Denn das antike Theater liegt nur 30 Kilometer von Antalya
entfernt, dem touristischen Zentrum der Türkei.
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