Wenn jeder Tag ein Festtag wär', in jedem Monat Weihnachten und
Ostern jede Woche, gäb's keine Fastenzeit”, lautet eine
mallorquinische Spruchweisheit. „Corema” nennt man die
siebenwöchige Fastenzeit auf Mallorca. Sie beginnt, wie es der
Kirchenkalender vorschreibt, am Aschermittwoch und endet am
Ostersamstag. Zu Beginn der Fastenzeit schrubben auf Mallorca heute
noch viele Hausfrauen ihre Töpfe und Tiegel, damit wirklich kein
Fitzelchen vorangegangener Mahlzeiten hängen bleibt.
Zur Fastenzeit ist auf dem Speisenplan eigentlich nur Obst,
Salat und Gemüse erlaubt, kein Fleisch und kein Fett. Der Körper
soll durch das Fasten ebenso gereinigt werden wie die Seele. Am
Mittwoch und Freitag einer jeden Woche sollen diese Regeln mit ganz
besonderer Sorgfalt eingehalten werden.
Auf Mallorca wird „Corema” seit dem Mittelalter durch eine alte,
hässliche Hexe personifiziert, die spindeldürr auf sieben Füßen
daherschleicht: Sa Jaia Corema – die Fastenhexe. Sie hat sieben
Zähne und trägt in der linken Hand einen getrockneten Schellfisch,
in der rechten ein Bund Gemüse. An ihrem Rock hängt ein Rosenkranz
als Zeichen für Buße und Einkehr.
Oder aber – und so ist es manchmal heute noch auf den Dörfern –
sie lehnt ab Aschermittwoch in der Küche an der Herdwand, nach
traditionellem Vorbild gemalt. Jede Woche schneidet man ihr einen
der sieben Füße ab, und am Donnerstag der vierten Woche wird sie
feierlich und in aller Öffentlichkeit durchgesägt – genau in der
Mitte. Aus Sa Jaia Corema wird Sa Jaia Serrada, die Zersägte.
Halbzeit! Nur noch 20 Tage bis Ostern.
Am Ostersamstag verschwindet die Hexe dann wieder im
Verborgenen. Es heißt, dass in früheren Zeiten besonders die Kinder
sich vor ihr fürchteten: Die Fastenhexe sah immer, wenn jemand auch
nur ein winziges Stück Sobrasada naschte.
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