Als sich die Stiftung der mallorquinischen Bank Sa Nostra vor 15
Jahren entschloss, in der Calle Constitució in Palma ein
Kulturzentrum zu errichten, war das „riskant”, sagt die heutige
Leiterin Francisca Niell Llabrés. Das Viertel war reichlich
heruntergekommen und eine ähnliche Einrichtung hatte es bis dahin
in Palma nicht gegeben. Obwohl das Kulturzentrum nur einen
Steinwurf von der wichtigen Einkaufsstraße Jaime III. entfernt ist,
liegt es auch heute noch ein wenig im Abseits.
Das architektonisch interessante Gebäude der Sa Nostra hat
sicher dazu beigetragen, das Altstadtviertel zwischen Bonaire und
Misericórdia wieder liebens- und lebenswerter zu machen. Drumherum
haben sich einige Cafés und Galerien angesiedelt, viele Häuser
wurden saniert und werden heute teuer verkauft oder vermietet.
Seit der Gründung Ende der 80er Jahre war das Kulturzentrum
Plattform für Künstler aus verschiedenen Welten, wobei von Anfang
an auch die Fotografie – damals als Kunstform noch nicht so
anerkannt wie heute – einen festen Stand hatte. Zum einen gab es
Ausstellungen mit Malern, die in der Geschichte der Insel eine
Rolle gespielt hatten, weil sie Mallorquiner waren oder weil sie
auf Mallorca gelebt hatten.
Einer der Hauptaugenmerke lag auf der Avantgarde vom Anfang des
20. Jahrhunderts, wobei unter anderem Ausstellungen von Hans Arp
und Hans Hartung hervorzuheben sind. Auch zeitgenössische spanische
Künstler, die auf nationaler oder internationaler Ebene Renommee
haben, wurden ausgestellt. Außerdem sollen auch junge Künstler von
der Insel, etwa Gewinner von Wettbewerben, im Kulturzentrum
Gelegenheit zur Veröffentlichung finden.
Mit einem Jahresbudget von zirka 1'2 Millionen Euro könne sie
schon ein ordentliches Programm machen, so Francisca Niell. „Statt
vieler Veranstaltungen setzen wir auf Qualität.” Allerdings setze
der finanzielle Rahmen auch Grenzen, etwa bei der Öffnung nach
außen. Wo das Programm über die Förderung der katalanischen Kultur
hinausgeht, wolle man künftig transparenter werden, etwa durch
mehrsprachige Info-Hefte und Tafeln in den Ausstellungen.
In den Ausstellungen ausländischer und international angesehener
Künstler habe man darauf bereits in diesem Jahr verstärkt geachtet.
Dass das Kulturzentrum auch eine Anlaufstelle für Urlauber werden
könnte, hält die Direktorin für unwahrscheinlich. Es sei schon
schwer genug, Einheimische und Residenten aus ihrem Fernsehphlegma
zu reißen und für Kultur zu begeistern.
Dass das Angebot des Kulturzentrums mit den eingesetzten Mitteln
und Stilrichtungen der Kunstszene wächst, hat die Stiftung am
Freitag beim Geburtstagsfest bewiesen: Mallorquinische DJs stellten
ihre Arbeit am Plattenteller vor. Mit Konzerten, Kino, Theater und
Ausstellungen will Sa Nostra bis zum Jahresende weiterfeiern.
Nach 15 Jahren sei nun der Moment gekommen, erste Renovierungs–
und Umbauarbeiten vorzunehmen, auch wenn das Gebäude
architektonisch immer noch aktuell sei. Im kommenden Jahr soll das
Zentrum behindertengerecht ausgestattet werden. Die Renovierung des
schön gelegenen, aber bislang nur zur Mittagszeit genutzten Cafés
könnte ein weiterer Schritt sein.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.