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So schnell lassen sich die Veranstalter des Festivals „Tresnoches” nicht ins Bockshorn jagen: Die dreitägige Konzertreihe im Hafen von Port d'Andratx am vergangenen Wochenende hat den neuen Verein Port d'Andratx Live nicht nur eine hübsche Stange Geld gekostet („das war von vornherein einkalkuliert”). Bei der Organisation hatte es im Vorfeld und während der Veranstaltungen auch reichlich Ärger und Gegenwind gegeben. Die Besucherzahl war nicht überwältigend. Doch sei man seinem Ziel, Leben in den Ort zu bringen, einen ersten Schritt näher gekommen, wovon vor allem die Gastronomie profitierte. Schon gibt es Ideen für das nächste, noch größere Festival.

Ein Rundgang durch den Port am Samstag bestätigte die Einschätzung von Horst Zwipp, Vorstandsmitglied des Vereins und Event-Manager, der das Festival organisiert hatte: „Der Hafen war so voll wie schon lange nicht mehr.” Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, vor den Konzerten auf einer der Terrassen Essen zu gehen oder einen Drink zu nehmen.

Das privilegiert gelegene Festgelände zwischen dem Ortskern und dem Club de Mar mit einer Bühne direkt am Meer und Bewirtung hätte allerdings noch mehr Publikum fassen können. Laut Zwipp besuchten 400 Menschen das Konzert von Tenor Michael Kleitman, 600 wippten und tanzten mit den DJs Blank & Jones am Samstag zu Electronic-Sound, und 600 Menschen seien auch zum Auftritt von Chris Thompson, ehemals Mitglied bei Manfred Mann's Earth Band, gekommen.

Offenbar sei es nicht gelungen, die spanische Bevölkerung für das Festival zu begeistern, waren sich die Vereinsvorstände einig. Sie erklären es sich mit den Eintrittspreisen von 23 Euro pro Veranstaltung. Die Inselbewohner seien es gewohnt, dass Fiestas kostenlos sind.

„Wir haben wohl an den Mallorquinern vorbei veranstaltet”, räumt Michael Heinemann ein. So wurde es zu dem, „was wir nie wollten”: eine deutsche Veranstaltung, wie Heidi Lübke (Billy's Boutique) sagte. „Wir haben von Anfang an versucht, die Mallorquiner mit ins Boot zu holen”, betonen die Vorstandsmitglieder. Man habe im Vorfeld alle Gastronomen eingeladen, aber nur wenige seien zu den Versammlungen gekommen.

„Die, die nicht kamen, haben dann wohl ihre Vermutungen angestellt”, erklärt sich Lothar Neuse von der Bodega de Andratx das „böse Blut” im Hafen. Widerstand habe es vor allem von Seiten des PP-Ortsverbands gegeben und von denen, die früher in einem ähnlichen mallorquinischen Verein organisiert waren. „Wir waren auch dabei, aber passiert ist nie etwas”, sagt Heidi Lübke. Die „Blockade”, die sie jetzt bei „Tresnoches” erlebt haben, „sehe ich als Neid”.

Noch einen Tag vorher sei das Festival auf der Kippe gestanden, dann aber mit Unterstützung des Bürgermeisters doch zustande gekommen. Auch mit technischen Problemen mussten sich die Organisatoren herumschlagen: „Das Equipment, das wir gemietet hatten, war unvollständig und in einem katastrophalen Zustand”, so Zwipp.

Er sei von denen enttäuscht, die den Vereinsmitgliedern vorwerfen, sie hätten sich durch die Veranstaltung nur selbst bereichern wollen: „Die Latrinenparolen und das Stammtischgeschwätz der so genannten besseren Gesellschaft kotzen mich an”, sagt Zwipp. Bei Kosten von 80.000 bis 90.000 Euro für das Festival – das Geld sei von Vorstandsmitgliedern vorfinanziert worden – könne von Bereicherung keine Rede sein. Aber es habe auch positive Reaktionen gegeben: Es hätten sich bereits Sponsoren für das nächste Festival gemeldet, das ganz bestimmt stattfinden soll, und zwar auf einer Bühne im Wasser und bei freiem Eintritt.

Bis dahin will der Verein, der derzeit etwa 30 Mitglieder fasst, die Arbeit und die finanzielle Last auf möglichst viele Schultern verteilen. Geschäftsleute, Anwohner, Halbresidenten und Freunde von Port d'Andratx und der Umgebung sollen als neue Mitglieder gewonnen werden. Die nächste Aktion soll an Weihnachten stattfinden – diesmal möglichst auch mit Beteiligung von Mallorquinern.