Die Vorbereitungen für Calviàs Einstand auf der internationalen
Schachbühne laufen auf Hochtouren. „Gut 130 Länder haben ihre
Teilnahme bereits zugesagt”, so Antonio Rami, Chef des
Organisationskomitees der 36. Schach-Olympiade, „wir rechnen mit
bis zu 150 Nationen.” Der Denkkampf um König und Bauern findet
zwischen dem 14. und 31. Oktober an diversen Spielorten,
insbesondere aber im Gran Casino Mallorca (Magaluf), statt.
Mit von der Partie werden die großen Namen der Schachwelt sein,
darunter der russische Weltmeister Gary Kasparov, der in letzter
Zeit bei Turnieren in erster Linie durch Abwesenheit glänzte.
Weiter werden die Topspieler Viswanathan Anand (Indien,
Weltranglistenplatz 2) und Vladimir Kramnik (Russland, 3)
erwartet.
Im spanischen Team, das vor zwei Jahren im slowenischen Bled
zwei Bronzemedaillen errang, treten unter anderem der 22-jährige
Menorquiner Francisco Vallejo und die für den Bundesligisten SC
Meerbauer Kiel spielende Monica Calzetta aus Palma an. Gegen Ende
des Turniers entscheidet sich, ob Dresden die Schach-Olympiade 2008
ausrichten darf. Auf dem Kongress des Internationalen
Schachverbands FIDE, der am 29. Oktober im Hotel Sol Antillas
Barbados in Magaluf tagt, muss sich die Stadt gegen Tallin in
Estland durchsetzen.
Die Gemeindeverwaltung Calvià als Veranstalter misst nicht nur
dem sportlichen, sondern im Besonderen auch dem soziokulturellen
Charakter der Schach-Olympiade hohen Stellenwert bei. Das
unterstreicht zum einen der Auftritt der katalanischen
Theatergruppe La Fura dels Baus bei der Eröffnungsveranstaltung am
14. Oktober am Strand von Santa Ponça. Zum anderen wird
gemeindeweit rochiert und geschmissen, was das Zeug hält.
„In Schulen, Kulturzentren und sogar Seniorenheimen bieten wir
seit Beginn des Jahres Schach-Kurse an”, sagt Rami, „und an jedem
Samstag richten wir vor Einkaufszentren Hobbyturniere aus.” Auch
nach der Olympiade soll Schach einen festen Platz im jährlichen
Veranstalungskalender innehaben.
Dafür ersann man im Rathaus das Festival de Ajedrez, das in
diesem Jahr erstmalig und parallel zur Olympiade stattfindet. Es
bietet den Rahmen für diverse Turniere für Freizeitspieler und
lockt mit Preisgeldern von mehreren zehntausend Euro. „Das Festival
soll in Zukunft jedes Jahr Schachfans anziehen”, erhofft sich
Organisator Rami.
Eigentlich hätte die Schach-Olympiade auf Menorca stattfinden
sollen. Die Nachbarinsel bekam 2001 vom spanischen Schachverband
die Aufgabe übertragen, für den wichtigsten Termin der Schachwelt
ein würdiges Programm auf die Beine zu stellen.
„Als 2003 noch immer nicht mit den Vorbereitungen begonnen
worden war, entschied sich der Verband für Calvià”, sagt Rami.
Hoteliers zogen sofort mit und stellten quasi kostenfrei Unterkunft
für Nationalspieler und Funktionäre zu Verfügung. Denn allen
Beteiligten war klar: „Das ist für Calvià und Mallorca eine
Riesenchance, sich weltweit einen Namen als Urlaubsort zu
machen”.
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