Obwohl sich Spanien weltweit damit rühmt, ein Sonnenparadies zu
sein, spielt die Umsetzung der Solarenergie in Wärme und Strom im
nationalen Energiekonzept des Landes nach wie vor eine
untergeordnete Rolle. Die Kraft der Sonne dient immer noch
überwiegend der Bräunung bleicher Touristenkörper. Obwohl jedes
Jahr das Thema Solarenergie von den verantwortlichen Behörden auf
nationaler und regionaler Ebene aufgegriffen wird und öffentliche
Gelder für die Subvention von alternativen Energiequellen
bereitgestellt werden, ist dies nicht mehr als ein Tropfen auf den
heißen Stein. Auch auf den Balearen.
Während griechische Kinder auf ihren Zeichnungen von Häusern
Solarpaneele so selbstverständlich malen wie nordische Kids den
Kamin auf dem Dach, ist Solarenergie auf den Inseln kaum ein
Gesprächsthema. Auch wenn einige Schulen auf Mallorca bereits
eigene Sonnenkollektoren besitzen und damit praxisnah den Nachwuchs
mit alternativen Formen der Energiegewinnung konfrontieren, weiß
die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung nur wenig über
Solarenergie. Der Strom kommt auf Mallorca aus der Steckdose,
basta.
„Unser Kundenstamm besteht überwiegend aus Ausländern,
hauptsächlich Deutsche”, so die Erfahrung von Dipl-Ing. Heinrich
Torwie von der Firma Solarta. Die Ausländer seien für Umweltthemen
immer noch sensibler. „Und sie haben in der Regel mehr Geld”, wirft
seine Mitarbeiterin, Conchi Hedrosa ein.
Die Balearenregierung weiß von dem solaren Defizit und
verspricht Besserung in Form von Aufklärungskampagnen und Geld. Für
dieses Jahr steht ein Subventionstopf in Höhe von knapp 1'35
Millionen Euro bereit. Ob mit dieser relativ bescheidenen Summe das
ehrgeizige Projekt einer Steigerung der alternativen
Energieproduktion von derzeit 3'2 Prozent auf 7'8 Prozent bis zum
Jahr 2015 auf den Balearen angekurbelt werden kann, ist aber
fraglich.
Die im balearischen Gesetzesblatt BOIB am 24. August 2004 unter
der Nummer 117 veröffentlichte Regelung der Subventionsvergabe ist
umstritten, denn kleine Anlagen fallen aus der direkten Förderung
in diesem Jahr heraus. Ihre Anschaffung wird nur noch in Form von
zinsgünstigen Krediten bezuschusst.
Ohnehin, so der Tenor der rund 30 auf dem mallorquinischen
Solarsektor tätigen Firmen, werden auch in diesem Jahr die meisten
Subventionsanträge keine Berücksichtigung finden. Das Geld dafür
reiche hinten und vorne nicht. Bei einer maximal möglichen
Finanzspritze von 5000 Euro für private und 25.000 Euro für
Firmenanträge, bleibt die Gesamtanzahl der geförderten
Solarprojekte gering.
Ein weiteres Problem, das einen großen Interessentenkreis vom
öffentlichen Topf ausschließt, ist die neue Klausel, dass nur noch
Anwesen als förderungswürdig eingestuft sind, die über eine so
genannte Bewohnbarkeitsbescheinigung (Cédula de Habitabilidad)
verfügen. Einerseits fehlt vielen Besitzern einer Finca auf dem
Land aus den unterschiedlichsten Gründen dieses Dokument,
andererseits sind es aber gerade diejenigen, die sich verstärkt um
die Nutzung von Sonnenenergie Gedanken machen. Denn ohne
Bewohnbarkeitsbescheinigung werden sie auch nicht an das
Leitungsnetz des staatlichen Energiekonzerns GESA
angeschlossen.
Zumindest auf dem privaten Sektor bilden diese abgelegenen
Häuser eine wichtige Zielgruppe bei den auf Solartechnik
spezialisierten Firmen der Insel. „Die meisten dieser Häuser
beziehen ihre Energie noch aus veralteten Dieselgeneratoren, die
lautstark ihre Schadstoffe in den Himmel pusten. Egal ob eine
elektrische Zahnbürste oder ein großer Backofen betrieben werden,
der Generator läuft immer auf vollen Touren”, sagt Heinrich Torwie
von Solarta. „Mit einer Fotovoltaikanlage kann umweltfreundlich und
leise die Finca mit Strom versorgt werden.” Zwar müsse auch dann
gelegentlich auf Generatorstrom zurückgegriffen werden, wenn die
Batterien nicht ausreichend geladen sind oder mehr Strom gebraucht
werde, als die Anlage produzieren kann. Aber letztlich sei der
Generator nur ein Garant dafür, dass man nicht plötzlich im Dunkeln
sitze.
Für all diejenigen, die an das GESA-Netz angeschlossen sind, sei
eine derartige so genannte Inselanlage (hat nichts mit Mallorca zu
tun) allerdings wenig empfehlenswert. Nicht wegen der erst einmal
hohen Anschaffungskosten, die für einen Vier-Personen-Haushalt, je
nach Ausführung, zwischen 20.000 und 30.000 Euro betragen, sondern
weil eine autarke Stromversorgung nicht notwendig ist.
Vielmehr, so Torwie, mache es in diesem Fall Sinn, die Umwelt
mit dem Verkauf von eigenem Solarstrom zu entlasten. Wer Solarstrom
in das Netz einspeist, bekomme vom spanischen Staat 25 Jahre lang
einen Preis von mindestens 41'5 Eurocent pro Kilowattstunde
garantiert. Der bürokratische Aufwand, sein eigenes
Sonnen-Kraftwerk zu betreiben und damit in die Strombranche
einzusteigen, habe sich in den vergangenen Jahren zugunsten der
Privatinitiative deutlich vereinfacht.
Mit solarthermischen Anlagen erhitztes Wasser läßt sich schlecht
verkaufen. Die Strom- oder Ölkosten werden aber spürbar gesenkt.
Selbst mit einer kleinen Warmwasser-Solaranlage (zwei Quadratmeter
Kollektor und 160 Liter Boiler), so Klaas Reuss von der auf
Solare-Brauchwassersysteme spezialisierten Firma Enertec, könnten
bereits 1780 Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart und die
Anschaffungskosten in weniger als acht Jahren amortisiert
werden.
Obwohl die solarthermischen Systeme noch vor den
Fotovoltaikanlagen auf Platz eins der hiesigen Subventionsliste
rangieren, kann auch Klaas Reuss vielen seiner Kunden wenig
Hoffnung auf finanzielle Zuwendungen seitens der balearischen
Regierung machen. Die Mindestgröße von subventionsfähigen
Solar-Anlagen beträgt in diesem Jahr zehn Quadratmeter. Eine
Fläche, die selbst für Großfamilien kaum realistisch ist.
Hoteliers dagegen können sich freuen. Manche nutzen schon seit
Jahren Mallorcas 2803 Sonnenstunden pro Jahr für ihre
Warmwasserproduktion. Die neuen Subventionsrichtlinien scheinen
zumindest auf ihre Branche zugegeschnitten zu sein.
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