Sechs Jahre nach dem spurlosen Verschwinden der Deutschen Andrea
Budach auf Mallorca steht nun fest, dass die junge Frau von ihrem
früheren Lebensgefährten getötet worden ist. Der 36-jährige Marc L.
legte am vergangenen Wochenende sowohl vor der Guardia Civil als
auch vor dem Ermittlungsrichter ein Geständnis ab. Er hatte im Juli
1998 im Streit die von ihm getrennt lebende Frau und Mutter seines
damals zwei Jahre alten Sohnes getötet und die Leiche in der Bucht
von Palma im Meer versenkt. Gegen den Mann sowie seine damalige
Lebensgefährtin, die Spanierin Paloma A., erging Haftbefehl. Ein
deutscher Bekannter des Täters wurde nach der richterlichen
Vernehmumg gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Nach Angaben der deutschen Polizei, die von Bayern aus ebenfalls
jahrelang der vermissten Frau nachgespürt hatte, legte der
Ex-Freund falsche Spuren, die ins Rotlichtmilieu etwa nach Berlin
führten. Marc L. hatte damit zumindest leichtes Spiel, denn nach
der Ermordung des „Bierkönig”-Betreibers Manfred Meisel an der
Playa de Palma im November 1997 – das Verbrechen ist bis heute
nicht aufgeklärt – blühten die Spekulationen über das organisierte
Verbrechen auf der Insel. Auch gegenüber dem Mallorca
Magazin hatte Marc L. 1998, als die Suchaktionen nach der
Vermissten auf Hochtouren liefen, Andeutungen gemacht, die Andrea
Budach in Zusammenhang mit einem unsteten Leben als Prostituierte
brachten (siehe MM 46/ 1998).
Nach Angaben der Ermittlungsbehörden in Spanien und Deutschland
hatte Andrea Budach Marc L. Mitte der 90er Jahre auf Mallorca
kennen gelernt. Die aus dem bayerischen Burghausen stammende Frau
arbeitete in einem Lokal, das L. auf der Insel betrieb. Aus der
Beziehung ging ein Sohn hervor, der am 3. Juli 1996 das Licht der
Welt erblickte. Das Paar hatte sich zu diesem Zeitpunkt gleichwohl
bereits wieder getrennt. Andrea Budach kehrte nach Deutschland
zurück, pflegte aber weiterhin Kontakt zum Vater ihres Kindes.
Der zweite Geburtstag des Sohnes war dann auch der Anlass, dass
die 31 Jahre alte Budach am 2. Juli 1998 mit dem Kind nach Mallorca
reiste. Die Eltern und der Junge verbrachten den Geburtstag am
Vormittag zusammen, am Abend desselben Tages kam es jedoch in der
Wohnung von L. in Palma zu einem Streit, in dessen Verlauf die
junge Frau getötet wurde.
Auslöser war nach der Einlassung des Täters vor dem
Ermittlungsrichter eine Auseinandersetzung zwischen seiner neuen
Freundin Paloma A. und Budach. In einem „Anfall” habe er die Frau
getötet. Später schaffte das Paar die Leiche auf ein Boot von L.s
Vater, legte sie in schwere Ketten, befestigte zusätzlich einen
Schiffsanker daran und versenkte sie im Meer. Nähere Details zur
Tat wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt.
Nach Zeitungsberichten etwa in „Bild” soll das Paar die Leiche
enthauptet und den Körper vor dem Versenken monatelang in einer
Tiefkühltruhe gelagert haben. Der Kopf sei in einem Müllcontainer
beseitigt worden. Diese Darstellungen wurden indes von der Guardia
Civil nicht bestätigt.
Paloma A. hatte sich später von L. getrennt. Die Spanierin wurde
zeitgleich auf Gran Canaria verhaftet.
Den Tipp zu der Festnahme von L. hatte ein verdeckter Zeuge der
Polizei gegeben. Das Paar soll unter der Last der Tat mindestens
sechs Menschen ins Vertrauen gezogen haben. Wegen Verdachts der
Mitwisserschaft war auch ein Bekannter von L. kurzzeitig
festgenommen worden.
L. hatte nach der Tat stets behauptet, Andrea Budach sei am
Abend des 3. Juli 1998 alleine ausgegangen und nicht mehr
wiedergekommen. Von Bayern setzte Budachs Mutter alles daran, das
Schicksal ihrer Tochter aufzuklären.
Unterdessen suchen Polizeitaucher nach der Leiche. Die
Hoffnungen, etwas zu finden, sind gering. Der weitere Verbleib von
Budachs siebenjährigem Sohn ist unklar. Das Kind war nach dem
angeblichen Aussteigen der Mutter beim Vater auf Mallorca
aufgewachsen.
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