Mit der Suche nach den mallorquinischen Wurzeln des
Amerika-Entdeckers Christoph Kolumbus wird nun ernst gemacht: In
der kommenden Woche beginnt eine internationale
Forschergemeinschaft unter Federführung der Universität Granada
jene Erbgutvergleiche, mit denen das Rätsel Kolumbus gelöst werden
soll.
Mit ersten Ergebnissen ist in zwei bis sechs Monaten zu rechnen,
sagte der Humangenetiker und Labordirektor der andalusischen
Universität, José Antonio Lorente, bei einem Kurzbesuch auf
Mallorca. Lorente war am vergangenen Freitag mit der Präsidentin
des mallorquinischen Inselrates, Maria Antònia Munar, sowie dem
mallorquinischen Kolumbus-Forscher Gabriel Verd Martorell
zusammengekommen, um Fördermittel für einen Teil der Untersuchung
zu beantragen.
Die UM-Politikerin Munar verfolgt die Diskussion um eine
angebliche mallorquinische Herkunft Kolumbus' seit langem mit
großem Interesse. Sollte sich anhand der DNA-Tests eindeutig
nachweisen, dass der Amerika-Entdecker tatsächlich auf Mallorca das
Licht der Welt erblickte, „wäre dies das beste Aushängeschild für
Mallorca”, sagte Munar.
Die Forscher wollen zwei grundsätzliche Punkte klären: Zum einen
soll die wahre Grablage des großen Seefahrers festgestellt werden.
„Denn bei Kolumbus haben wir eine absurde Situation”, sagt Lorente,
„er ist die einzige Persönlichkeit der Geschichte, die offiziell in
zwei Gräbern ruht.” Sowohl die Kathedrale in Sevilla als auch die
Gedenkstätte Faro de las Américas auf der Dominikanische Republik
beanspruchen für sich, die Gebeine des Admirals zu beheimaten.
Zur Erinnerung: Im vergangenen Juni waren in Sevilla die Gräber
Kolumbus' und seines Sohnes Hernando geöffnet worden, um
Knochenproben zu entnehmen. Der Kolumbus-Bruder Diego war bereits
im September 2002 in Sevilla exhumiert worden. Anhand der
Erbgutvergleiche wird sich zeigen, ob zwischen dem Bestatteten im
Kolumbus-Grab sowie Hernando und Diego verwandtschaftliche
Beziehungen bestehen.
Der zweite Aspekt, dem die Forscher auf den Grund gehen wollen,
ist, ob es sich bei dem aragonesischen Prinzen de Viana tatsächlich
um den Vater von Kolumbus handelt. Diese These wird seit nunmehr
drei Jahrzehnten von Gabriel Verd vertreten (siehe MM
37/2002). Danach soll der 1459 bis 1460 auf Mallorca exilierte
Prinz (und Frauenheld) mit Margalida Colom aus Felanitx einen Sohn,
Cristóbal Colom, gezeugt haben.
Zur Klärung dieser Frage reicht bereits ein Erbgutvergleich des
Prinzen (bestattet in Katalonien) mit dem Kolumbus-Sohn
Hernando.
Ein Problem für die Tests dürfte nach Lorentes Worten nur das
Alter der Knochen darstellen. „Falls aus diesen nicht genug
DNA-Material zu erhalten ist, müssen wir die Arbeit unterbrechen
und auf die Entwicklung noch ausgefeilterer Untersuchungsmethoden
warten.”
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