Von allen Dingen, die ich in meinem Leben getan habe, war
Wandern am schönsten”, hat Robert Graves einmal gesagt. Der
englische Schriftsteller, der einst Künstler aus aller Welt nach
Deià lockte, machte aus seiner Leidenschaft bis zu seinem Tod
keinen Hehl.
Wie viele es sind, die jährlich seine Passion teilen, ihre
Stiefel schnüren und über die Insel wandern, vermag niemand genau
zu sagen. Auch die Frage, ob es denn nun wirklich das Schönste ist,
was man sich im Leben antun kann, entbehrt immer noch einer
allgemeingültigen Antwort. Dass Wandern aber im Trend liegt,
bestreitet niemand.
Frauenwandern, Gourmetwandern, Singlewandern, Wandern mit
Kindern, Pilgerwandern, Fastenwandern, Segeln und Wandern, Trommeln
und Wandern: Das Angebot ist so vielschichtig wie der Kundenkreis.
Kaum eine Kombination wurde bisher noch nicht angeboten. Auch wenn
es neuerdings Trecking genannt wird – das Naturerlebnis Wandern,
das sich vor einem Viertel-Jahrhundert nur wenige Menschen gönnten,
hat sich längst zu einem Breitensport entwickelt. Auch auf
Mallorca.
Trotz versperrter Wege und Wegezoll – die Insel ist zu 80
Prozent in Privatbesitz – ist die Freude an Berg und Tal
ungebrochen. Tausende kommen jährlich auf die Insel und wollen nur
das eine: wandern.
Weit über 40 Gipfel mit mehr als 1000 Meter Höhe erwarten die
Naturfreunde auf Mallorca. Wie viele frei zugängliche Wanderwege es
auf der Insel gibt, weiß dagegen niemand. Gemäß Fodesma sind bisher
rund 200 Kilometer immerhin ausgeschildert. Und es sollen noch mehr
werden. Die unter anderem auch für Wandern zuständige Behörde des
mallorquinischen Inselrates arbeitet seit Jahren daran, einen
durchgehenden Weg entlang alter Hirtenpfade von Sant Elm bis nach
Pollença auszubauen.
Rund 150 Kilometer kann dann auf der Ruta de Pedra en Sec von
Berghütte zu Berhütte gepilgert werden. Acht Hütten sollen
Übernachtungen ermöglichen. Derzeit sind allerdings erst zwei
fertiggestellt. Und aufgrund technischer Schwierigkeiten, so die
Begründung von Fodesma, wurde der Betrieb in dem Refugi Muleta
vorübergehend wieder eingestellt und die Öffnungszeiten in Tossals
Verds drastisch reduziert. Wann der Weg durch die Tramuntana
fertiggestellt und alle Hütten benutzbar sein werden, steht in den
Sternen.
Wandern ist ein Wirtschaftsfaktor. Auch wenn dem
mallorquinischen Hotelverband keine ausschließlich auf Wanderer
spezialisierten Mitglieder bekannt sind, so mancher Herberge helfen
die naturhungrigen Gäste über die flauen Wintermonate hinweg.
„Wanderer sind eine sehr individuelle, autonome Klientel”, so
Hoteliersprecher Toni Fuster. Es sei sehr schwierig, für diesen
Kundenkreis spezielle Angebote seitens der Hotelbetreiber zu
entwickeln.
Zunehmend informieren sich Wanderer im Internet über Strecken,
Führungen und Unterkunft. „Jeder zweite Teilnehmer bucht bereits im
Vorfeld Tag und Tour über das Web”, weiß Andreas Hähnel von Mar y
Roc, die seit sechs Jahren Naturfreunde über die Insel führen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.