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Vorneweg eine kleine Geschichte. Ein guter Freund war jahrelang nicht zu einem Besuch nach Mallorca zu locken. Der ausgewiesene Toskana-Fan hatte einfach keine Lust auf Ballermann und El Arenal. Als er sich dem massiven Druck endlich beugte, war er nach einem Ausflug an die Playa de Palma sogar ein wenig enttäuscht: „So schlimm, wie alle sagen, ist es hier lange nicht.” Dass er die Insel ansonsten in tiefen Zügen genoss („mindestens so schön wie Italien, aber viel leichter zu erreichen”), überrascht Kenner kein bisschen.

Wenn jetzt also die spanische und balearische Regierung planen, an der Playa und an anderen Touristenorten Hotels in erster Linie plattzumachen, sollte nicht wieder der Eindruck entstehen, auf der Insel gäbe es ein massives Problem mit der Landschaft.

Nach dem das (hoffentlich) klar ist, kann man die Initiative nur begrüßen, Urlaubsorte zu entkernen, die in den 50er, 60er und 70er Jahren gebaut worden sind. Zu lange hat sich Mallorca auf seinen Lorbeeren ausgeruht, zu lange auch nicht aus eigener Kraft geglänzt, sondern von der Misere der Konkurrenz profitiert. Viele Urlauber im Rekordjahr 1999 wären eigentlich in die Türkei, nach Ägypten oder in das ehemalige Jugoslawien gefahren, wenn sie es dort nicht zu riskant gefunden hätten.

Der Urlauber, der nur ein Bett zum Schlafen und einen Strand zum Braten will, findet das mittlerweile anderswo günstiger als auf Mallorca, etwa in Bulgarien oder Kroatien. Und Gäste, die bereit sind, mehr zu bezahlen, wollen dafür auch eine entsprechende Gegenleistung. Der Trend geht zu weitläufigen Hotelanlagen mit großen Pool-Landschaften, vielfältigen Freizeitangeboten, variabler Gastronomie und vielem mehr.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber der Entwicklung auf Mallorca: Hier stehen schon genug Hotels. Die einzige Chance liegt also darin, Platz für neue zu schaffen. Umso besser, wenn dabei die dicht bebauten Küstenregionen baulich aufgelockert werden und die neuen Herbegen anderswo entstehen.

Das Vorhaben wird einige Hundert Millionen Euro verschlingen. Aus Steuergeldern. Funktionieren wird es aber nur, wenn die mallorquinischen Hoteliers ihrerseits bereit sind, in neue Projekte auf ihrer Heimatinsel große Summen zu investieren – und nicht nur in Destinationen wie der Karibik oder Nordafrika.