Eigentlich ganz leicht: Finden Sie das günstigste Mietauto auf
Mallorca. In Wahrheit ist es jedoch eine komplexe Aufgabe, nicht zu
viel Geld für den Urlaubswagen auszugeben. Mehr als 70 Firmen
streiten sich auf der Insel um Kunden, international bekannte
Marken und kleine Krauter in einer Garage hinter dem
Urlaubshotel.
Darum erstmal eine leichtere Frage: Wie viel kostet das teuerste
Mietauto auf Mallorca? Für 690 Euro gibt es bei Classic Car Tours
einen Jaguar XK 120 oder einen Mercedes Benz 190 SL. Da nehmen sich
die mindestens 390 Euro pro Tag, die Hasso für einen Rolls-Royce
will, direkt bescheiden aus.
Am unteren Ende der Preisskala muss sich der Kunde erst einmal
eine ganze Reihe von Fragen beantworten: Mit wie wenig Auto gebe
ich mich zufrieden? Brauche in eine Klimaanlage? Wo hole ich den
Wagen ab, muss ich ihn bringen lassen? Bin ich der einzige Fahrer,
oder sollen Freunde oder Verwandte am Steuer sitzen? Benötige ich
Kindersitz oder Dachgepäckträger? Bin ich bereit, Risiko zu fahren
und ohne Vollkaskoversicherung unterwegs zu sein? Will ich eine
Versicherung, und wenn ja, mit oder ohne Selbstbeteiligung? Komme
ich mit einem spanischen Mietvertrag zurecht, oder soll es doch
einer in deutscher Sprache sein? Fahre ich viel oder wenig? Wie
sicher bin ich, wirklich zu den geplanten Daten zu mieten?
Fragen über Fragen – von deren Antwort zum großen Teil abhängt,
ob Sie günstig unterwegs sind oder nicht. Bei der Suche nach dem
billigsten Angebot für eine Woche im Juli kam bei der Recherche für
diesen Artikel eine große Spannbreite von Preisen heraus. Wichtig:
Ein seriöser Preisvergleich der verschiedenen Unternehmen ist wegen
der großen Unterschiede der Angebote nicht möglich, die folgenden
Beispiele sollen lediglich einem Überblick dienen.
Viajes Colón bietet über das Internet einen Ford Ka mit
Klimaanlage für 16'53 Euro pro Tag an. Ein zusätzlicher Fahrer
kostet nichts, doch ist der Wagen nicht vollkaskoversichert. Der
Opel Corsa für 19'84 dagegen umfasst laut Viajes Colón eine
Versicherung, die sogar Schäden an Reifen und Scheiben sowie
Diebstahl abdeckt.
Hasso offeriert einen Ka für 20 Euro pro Tag, die Vollkasko ist
mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Um diese auszuschließen, sind pro
Tag 3'50 Euro zusätzlich fällig. Im Bereich um 20 Euro bewegen sich
auch Recar (www.regamallor ca.com), Spain Car Rentals
(www.spain-car-rentals.com), Vanrell Rent-a-car
(www.rentacarvanrell.com) und TUI-Cars. Dennoch gibt es
Unterschiede. Spain Car Rentals etwa wirbt damit, dass „alle
Extras” im Preis enthalten sind, zum Beispiel Kindersitze. Die
werden bei anderen Vermietern mit mehreren Euro pro Tag berechnet,
allerdings gibt es bei längerer Mietdauer meist einen Höchstbetrag
von knapp 40 Euro insgesamt.
Wichtig ist auch die Entscheidung, wann und für welchen Zeitraum
ein Wagen benötigt wird. Ist man sich beispielsweise völlig sicher,
im September oder Oktober für sieben Tage einen Wagen zu benötigen,
dürfte Easycar preislich kaum zu schlagen sein: Eine Mercedes
A-Klasse oder ähnliches gibt es bereits ab gut sieben Euro pro Tag.
Selbst wenn man vier Euro Versicherung pro Tag hinzurechnet, ist
das Angebot – vor allem in dieser Wagenklasse – ausgezeichnet.
Müssen Sie allerdings aus irgendeinem Grund auf die Anmietung
verzichten oder die Daten ändern, haben Sie Pech gehabt. Easycar
geht nach eigenen Angaben kein Storno-Risiko ein, um die Preise
niedrig zu halten. Auch den Preis für die Waschanlage und den
Münzstaubsauger sollte man bei Easycar einkalkulieren, denn gemäß
der „Clean-Car Policy” muss der Mietwagen sauber abgegeben werden.
Andernfalls wird die Reinigung mit 16 Euro in Rechnung gestellt.
Jedes Extra kostet extra, ganz nach der schon klassischen
Low-Cost-Philosophie, dass nur der zahlen soll, der einen Service
auch in Anspruch nimmt.
Low-Cost bedeutet aber auch, dass kurzfristige Buchungen
ziemlich teuer werden können. Für eine Woche im Juli schlagen
nämlich mehr als 60 Euro pro Tag zu Buche. Auch sollte man
tunlichst über das Internet buchen (www.easycar.com), denn das
Buchungstelefon in Spanien ist kostenpflichtung und wird mit satten
1'16 Euro pro Minute abgerechnet. Wie viel Benzin im Tank ist, ist
reine Glückssache, weil sich Easycar darum nicht kümmert. Dafür
muss man den Sprit auch nicht bezahlen, und das Unternehmen spart
sich das teure Personal, um die Tanks zu kontrollieren und
gegebenenfalls aufzufüllen.
Für MM-Leser Heinz König war der Service dann doch zu wenig. Für
ihn war die Easycar-Erfahrung „ein Alptraum”. Nach der Hälfte der
14-tägigen Mietdauer hatte er einen Unfall. Trotz Vollkasko-Schutz
bekam er von dem Billig-Vermieter keinen Ersatzwagen, auch die
restlichen, ungenutzten Miettage wurden nicht zurückerstattet.
Außerdem, so König, musste er die Angelegenheit über das teure
Service-Telefon regeln, weil auf Mallorca nur eine
Mercedes-Werkstatt anwortet, die sich um mögliche Pannen kümmert –
aber nicht um Unfälle.
Schäden am Fahrzeug sind überhaupt ein Grund für Ärger mit dem
Vermieter. Am einfachsten (wenn auch am teuersten) ist die
Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung. Ansonsten sind
Diskussionen darüber, ob man eine Delle oder einen Kratzer ins Auto
gemacht hat, nicht auszuschließen. Deswegen sollte man bei der
Abholung oder Übergabe des Wagens diesen sorgfältig in Augenschein
nehmen und etwaige Mängel im Mietvertrag eintragen lassen.
Wenn alle Vorsicht nicht reicht und sich Kunde und Anbieter
nicht einigen können, kommt es durchaus zum Gang vor den Richter.
Bei Verträgen in Spanien ist der Gerichtsstand auch in Spanien –
für ausländische Touristen eine große Hürde, ihr Recht einzuklagen.
Bei TUI-Cars ist das anders: Der Vertrag ist zweisprachig
spanisch-deutsch, und im Falle eines Falles ist der Gerichtsstand
in Deutschland.
Regelmäßigen Ärger gibt es auch bei der Abrechnung des Benzins.
Alle internationalen Ketten liefern die Wagen vollgetankt aus und
erwarten sie auch vollgetankt zurück. So zahlt der Kunde nur das,
was er auch verfahren hat. Vor allem viele kleinere Unternehmen auf
Mallorca nehmen für die erste Tankfüllung jedoch Geld und wünschen,
den Wagen mit leerem Tank zurück. Da nicht allen Kunden immer eine
Punktlandung ohne Sprit gelingt, verdienen sich die Unternehmen
Liter für Liter ein paar Euro dazu.
Schlechte Erfahrungen mit einem spanischen Unternehmen hat Heinz
Gerressen gemacht. Erst mit viel Verspätung und nach mehrmaligen
Nachhaken mit Hilfe des Hotelpersonals wurde der gebuchte und
bezahlte Mietwagen wie vereinbart im Hotel abgeliefert. Statt des
gebuchten Opel Corsa allerdings „ein Fiat Punto in sehr
verschmutztem Zustand”. Für den Dreck und die Verspätung gibt es
keine Entschuldigung, aber die Vermieter versprechen ihren Kunden
fast nie ein bestimmtes Fahrzeug, sondern immer „oder ähnlich”. Da
der Punto, den Gerressen statt des Corsa bekam, mindestens dessen
Klasse entspricht, gibt es darüber eigentlich nichts zu
meckern.
Lediglich wenn in der bestellten Wagenklasse nur ein Modell im
Angebot ist, kann man sicher sein, auch dieses zu bekommen. Zum
Beispiel bei Easycar oder Pepecar, wo die gesamte Flotte nur aus
A-Klasse besteht.
Auch die besonderen Luxuslimousinen lassen sich schlecht
austauschen: Wer bei Hasso einen Rolls bestellt, bekommt auch
einen. Gleiches gilt auch bei den Oldtimervermietern, die einen
Fahrspaß besonderer Art versprechen. Neben Classic Car Tours bieten
auch Classic Car Rental und Classic Car Hire Oldtimer für
Spritztouren, darunter Legenden wie den Porsche 356, Mercedes
Pagode 230 SL oder Austin Healey 3000 Mk3. Klassisch günstig ist
ein Käfer Cabrio, das es schon ab etwa 55 Euro pro Tag gibt.
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