Einen Tag vor seiner Amtseinführung als neuer Ministerpräsident
der Balearen hat Jaume Matas in einer Grundsatzrede seinen Willen
zur Wiederbelebung der Wirtschaft unterstrichen. „Wir wollen
Vertrauen und Hoffnung wiedererlangen für eine Gesellschaft, die
durch eine Serie von Umständen in eine absolute Depression geraten
zu sein schien”, sagte Matas am Mittwoch vor den neugewählten
Abgeordneten. Aufgabe der Regierung sei es, jene positiven Energien
zu kanalisieren, die in der Gesellschaft unterschwellig vorhanden
seien. „Die Depressiven schaffen keine Arbeitsplätze. Die
Depressiven sind nicht dynamisch und sie gründen keinen
Firmen.”
In seiner unerwartet kurzen Rede von knapp einer Stunde
präsentierte sich der Balearen-Vorsitzende der konservativen
Partido Popular (PP) als ein Mann des Dialoges. Mit der Wahl zum
Regierungschef werde er automatisch aufhören, der Kandidat einer
Partei zu sein und ein Ministerpräsidenten werden „für all
diejenigen, die mich gewählt haben, und diejenigen, die das nicht
getan haben”. Für die PP sei die Gesellschaft – und nicht die
Regierung – der wahre Protagonist der Politik. „Darum ist eine
Regierung, die nicht in der Lage ist, den Dialog (...) mit der
Gesellschaft zu verwirklichen, zur Einsamkeit und schließlich zum
Autismus verurteilt.”
In Sachen Tourismuspolitik bekräftige Matas, die Ecotasa
genannte Umweltabgabe wieder abzuschaffen. Allein die Ankündigung
dieser Maßnahme sei im Reisemarkt auf positive Resonanz gestoßen.
Matas betonte, in konsolidierten Wirtschaftsbereichen dürfe man
keine Experimente machen. „Das kann nicht sein, das ist
unverantwortlich und kriminell.”
Matas ging auf das Thema der freien Schulwahl, mit der er im
Wahlkampf gepunktet hatte, nicht ein. Bezogen auf die sprachliche
Situation der Inseln sagte der Politiker, seine Regierung werde
keinerlei Sprache aufzwingen. Es sei „absurd”, die
soziolinguistische Realität von „olympischen Höhen” aus zu
ignorieren.
Der Ministerpräsident der neue Legislaturperiode versprach,
Infrastrukturprojekte voranzutreiben. „Es ist nicht sicher, dass
Autobahnen mehr Fläche verbrauchen als die technisch irrationale
Verbreiterung von Landstraßen.” In Sachen Baupolitik kritisierte
Matas, die Moratorien hätten zu Nachfrageverzerrungen geführt.
Sprecher der Opposition zeigten sich von der Rede des neuen
Ministerpräsidenten wenig erfreut. „Für Matas zählen nur die
Unternehmer, nicht die ganze Gesellschaft”, sagte der abgewählte
Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE). Der
Ex-Vize-Ministerpräsident Pere Sampol (PSM) sprach von einem
Rückschritt. Die PP-Koalitionspartei UM nannte die Rede eine
„beruhigende Botschaft”. Gleichwohl erinnerte die UM-Chefin und
Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar daran, dass Sprache und
Kultur der Inseln zu schützen seien.
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