In dieser Woche gab es zumindest eine plausible Erklärung für
schlechte Laune: Viele Inselbewohner klagen derzeit darüber, dass
sie nachts nicht richtig schlafen können. Und selbst mancher
eingefleischte Airconditiongegner wünschte sich ein Gerät, um die
schier unerträgliche Hitze ein wenig herunterfahren zu können: Der
Absatz von Klimaanlagen und Ventilatoren ist in den vergangenen
Tagen sprunghaft in die Höhe geschnellt. Auch der Energiekonsum hat
alle bisherigen Rekorde geschlagen.
Temperaturen von offiziell bis zu 40 Grad im Schatten – an
manchen Stellen im Inselinnern sollen bis zu 42 Grad gemessen
worden sein – waren auch den deutschen Medien mal wieder einen
Blick nach Mallorca wert: Es sei den Urlaubern selbst zum Baden im
Meer zu heiß, hieß es da. Beim Anblick voller Strände dürfte diese
Behauptung wohl ein wenig übertrieben sein – zumindest für die
breite Masse derer, die die Wahl haben, was sie mit ihrer Freizeit
anfangen.
Die Abkühlung in den Fluten ist derzeit allerdings relativ
gering: Mit Wassertemperaturen um 23 bis 25 Grad ist auch das Meer
für einen Juni um etwa vier Grad zu warm. Viele Strände sind bis in
die späte Nacht bevölkert: Dabei gehört das nächtliche Baden
ansonsten nicht zu den Gepflogenheiten der Mallorquiner, wenn nicht
gerade wie am Dienstag die Fiesta Sant Joan gefeiert wird. Am
Vorabend des Festes trafen sich ungewöhnlich viele Menschen an den
Playas, um bei Kerzenschein und leichter Meeresbrise zu essen, zu
feiern und sich hin und wieder im Wasser abzukühlen.
Die bisherigen Rekordwerte für dieses Jahr wurden am Montag und
Dienstag in Sóller und am Flughafen von Palma mit fast 40 Grad
gemessen. Der historische Rekord für einen Juni wurde damit nicht
erreicht: Noch heißer war es 2001, als an einem Junitag 41'4 Grad
gemessen wurden. Wohl aber ist dieser Juni laut den Messungen des
Meteorologischen Instituts insgesamt der wärmste der vergangenen
drei Jahrzehnte. Der Tagesmittelwert lag mit 24'2 Grad um etwa vier
Grad höher als normal. Nur an fünf Tagen wurden in diesem Juni
Tageshöchstwerte unter 30 Grad registriert. Seit dem 10. Juni wurde
es täglich heißer als 30 Grad.
Für Freitag, 27. Juni, wurde eine leichte Abkühlung
vorhergesagt: Der Höchstwert soll in Inca „nur” noch bei 37 Grad
liegen. In Portocolom soll es sogar nur maximal 30 Grad warm
werden. Eine Tendenz ist daran nicht abzulesen: Am Sonntag und
Montag soll eine neue Hitzewelle über die Insel schwappen. Um
gesundheitlichen Problemen vorzubeugen – Risikogruppen sind vor
allem Säuglinge, Senioren und Menschen mit
Herz-Kreislauf-Beschwerden – raten Ärzte zu einer ausreichenden
Flüssigkeitszufuhr.
Ob die Hitze schuld war am Tod eines 22jährigen Mannes, der in
der vergangenen Woche bei der Arbeit in einer Wäscherei gestorben
war, wird derzeit noch von einem Gericht in Manacor untersucht. Im
Geschäft soll eine Raumtemperatur von 47 Grad geherrscht haben. Die
Gewerkschaft USO hat mehr Kontrollen in Firmen mit extremen
Arbeitsbedingungen wie Wäschereien, Bäckereien, Küchen und
Fliesenfabriken gefordert.
Auch die Landwirte und Winzer beobachten die Wetterentwicklung
be– sorgt: Einige Traubenarten haben laut Weinexperten bereits
Schaden genommen durch die extreme Hitze und Trockenheit. Regen und
Gewitter sind laut Agustí Jansa auch in den kommenden Tagen nicht
zu erwarten.
Durchaus möglich ist dagegen am Wochenende ein neuer absoluter
Spitzenwert beim Stromverbrauch. Noch nie wurde auf Mallorca und
Menorca mehr Energie verbraucht als am Mittwoch mit 834 Megawatt um
die Mittagszeit. In einigen Geschäften sind manche Klimageräte
bereits ausverkauft, für die Installation gibt es Wartezeiten von
mindestens einer Woche.
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