Den mallorquinischen Qualitätsweinen haftet ein wenig das Image
an, gut, aber teuer zu sein. Dies gilt insbesondere für die eigene
Bevölkerung. Den älteren Inselbewohnern kann man diese Einstellung
nicht übelnehmen, wurden sie doch jahrhundertelang sowohl vom
Festland als auch von den Bodegas der Insel mit billiger Massenware
überschwemmt. Je mehr Kilogramm Trauben der einzelne Rebstock
hergab, desto besser. Alles, auch die mickrigste, halbverfaulte
Beere, kam in den Bottich. Es wurde kaum etwas aussortiert.
Inzwischen steht die Qualität bei den allermeisten
Weinherstellern an vorderster Stelle. Sie beginnt bei der Pflege
der einzelnen Rebstöcke – nur bestes Traubenmaterial wird zum Teil
sogar handverlesen – und setzt sich beim Ausbau der Weine in meist
neuen Eichenfässern fort.
Große Sorgfalt lassen die Bodegueros heute aber auch bei ihren
preiswerteren Weinen walten. Ein exzellentes Beispiel dafür ist die
Bodega Hereus de Ribas in Consell. Im unteren Preisniveau von
weniger als sieben Euro wird mit dem Ribas Negre 2001 ein
ausgezeichneter Rotwein angeboten. Es handelt sich um einen so
genannten „Roure” (Katalanisch für Roble, Eiche), was soviel
bedeutet, dass man ihm einige Monate Aufenthalt im Eichenfass
gewährte. Die Komposition des Ribas Negre hält sich ans hiesige
Reglement: 73 Prozent Manto Negro, 18 Cabernet und neun Prozent
Syrah.
Ein sehr sauberer Wein mit einem Fruchterlebnis von Heidelbeere
und Erdbeere in reifem Zustand. Kenner mit einer feinen Nase
wittern sogar eine feine Note vom Geißblatt. Trinken Sie diesen
frischen Rotwein (er sollte etwa 16 Grad nicht überschreiten) zu
Gegrilltem oder einer saftigen Wurstplatte, und Sie werden
begeistert sein.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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